Die wahnsinnigen Maiden-Fans stellen ihr lang erwartetes Album zur Diskussion. Eine solche gibt es nicht hinsichtlich etwaiger Stilbrüche: Es regiert angethrashter Black Metal, von viel einheimischem Todesmörtel zusammengehalten, dessen melodische Varianten ohnehin schon immer nahe am Black Metal war. Ideologisch fühlen sich NIFELHEIM dort so wohl wie im musikalischen Sinn – man lese nur die Songtitel und gedenke der Verbindungen zu Necrophobic und Dissection.
An letztere in simpler Ausformung gemahnen auch die Songs NIFELHEIMs, und es ist ungemein erfrischend, in diesem Kontext einmal wieder eine authentische Produktion zu hören, bei der alle Instrumente hörbar sind und das Klinische außen vor bleibt. Dabei sind NIFELHEIM keineswegs so primitiv, wie gemeinhin angenommen wird. Die Solos beweisen durchweg Verstand und Slayer-Geschmack, die einfachen Riffs zünden sofort, ohne dümmlich auf Eingängigkeit zu pochen. Diese Eckpfeiler stehen sich in kurzen Stücken wie „Evocation of the End“ und Hymnischem („Gates Of Damnation“, das abschließende, lange „No More Life“) gegenüber, und dazwischen spannen die Schweden ein Netz aus hoppelndem Thrash mit minimalistischer Motivauswahl auf. „Evil Is Eternal“ und „Raging Flames“ basieren daher auf wenigen Bestandteilen, stellen im ersten Fall ein rockiges Solo, im zweiten eine rhythmisch abwechslungsreiche Bridge dazu und erhalten so die Höreraufmerksamkeit.
Reicht einem derlei als Überraschungsmoment, erhält man mit „Envoy Of Lucifer“ ein klassisches Genrealbum mit differenzierten Tracks; andererseits dürften auch Reinheits-Retrofreunde ihre Freude daran haben, denn von Zeug wie Desaster sind NIFELHEIM nicht weit weg. Der Sound mag ungemein roh sein, doch darunter schimmert die Liebe der Band zum traditionellen Heavy Metal, was sie schließlich bei allem Satans-Geplänkel angenehm erdet.
FAZIT: Black´n´Thrash von Überzeugungstätern sorgt für Klischees, die so gar nicht lächerlich, sondern ehrlich gelebt erscheinen. Stimmen dann noch die Songs, ist anhaltender Spaß am Album garantiert. NIFELHEIM sind nicht nur optisch und Statement-technisch Kult; die Musik wird diesem Status gerecht – alte Sodom treffen die rauen Vertreter der NWoBHM in der skandinavischen Todeszelle.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Tyrant
Hellbutcher
Sadist
Devastator
Regain/Soulfood
44:06
2007