Die alten Franzosen hatte ich als Versuchssinfoniker bei Napalm Records in Erinnerung, doch ihr aktuelles Album überzeugt mit reinem Power Metal, der weiter gen Westen schielt und dabei relativ unauffällig bleibt.
NIGHTMARE sind null cheesy, ihre Refrains – wie im Eröffnungsstück „Nothing Left Behind“ - geradezu unspektakulär. Zudem ist das beharrliche Midtempo für den Anfang ungewöhnlich, wir aber im Anschlusssong zu Gunsten der Geschwindigkeit abgelegt. Jo Amore ist seinem Namen zum Trotz kein Happy-Metal-Trällerer oder sanfter Crooner, sondern steht in bester US-Metal-Tradition. Wer auch immer die aggressiven Kreisch-Passagen übernimmt – so geschehen in „Final Procession“ – und Jos eigene und ausreihend schneidige Stimme kontrastieren will: er sollte es lassen, denn es steht der Band nicht unbedingt. Das toll rockige Solo im selben Stück zeigt, wo der eigentliche Hammer bei NIGHTMARE hängt, denn mit extremem Metal haben sie nichts zu schaffen. Das schließt mächtige Uptempostücke wie „Conspiracy“ und das Doublebass-schwere „The Winds Of Sin“ mit klassischen Screams nicht aus. Insofern ist es schade, dass „Forsaken Child“ ein selten dramatisches und mitreißendes Stück ist. Die Mehrzahl der Tracks beginnt oftmals verheißungsvoll, geht jedoch dann ihren überwiegend erwartbaren Gang.
Letztlich zeugt dieser Mangel an Zugzwang davon, dass NIGHTMARE zu Recht nie größere Aufmerksamkeit zu Teil wurde; sie sind eine solide Power-Metal-Band und hauen hier und dort einige Hymnen um des Hörers Ohren, doch die Welt liegt anderen, entschlosseneren Musikern des Genres zu Füßen.
FAZIT: Unangestrengtheit und Klischeevermeidung kann man NIGHTMARE positiv auslegen wie auch ankreiden. Überraschungsfreier, ungekünstelter Power Metal steht auf ihrer Agenda, und vom Sound bis hin zur Aufmachung fehlt „Genetic Disorder“ nichts, außer mitreißenden Liedern.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Yves Campion
Jo Amore, Yves Campion, David Amore
Alex Hilbert, Franck Milleliri
David Amore
Regain/Soulfood
57:04
2007