Dieses Debüt gab es bereits letztes Jahr mit anderem Sänger. Bei jetzigem Erstkontakt hat der von progressiven und post-metallischen Stilelementen durchsetzte, brutale Metal der Holländer nichts vom nagenden Zeitzahn abgebissen bekommen; vielleicht ist die Gruppe nur ein wenig zu spät und hitfrei an.
Die Songs wurden gleichwohl mit Bedacht geschrieben – bloß wirken sie nicht unmittelbar, sondern detonieren erst nach etwas längerem Zündeln an den Synapsen. Selbst dann entfachen sie aber keine gigantische Explosion. OBSIDIAN setzen auf zu gleichförmige Brüllvocals, wo ihre Musik ausgeklügelter daherkommt. Dynamikspiele sind keine Degradierungen zum Selbstzweck, und auch rhythmisches Stolpersteinlegen wird nicht aus Langeweile, sondern berechnend betrieben, auf dass die Zerrissenheit – auch manifest in den Texten – sich dem Hörer offenbart. Futuristisch-endzeitlich sind die Themen, warm und organisch die Töne bei aller kompositorischen Konstruiertheit. Im Stillen gemahnt dies unvermeidbar an Opeth, im Lauten ebenso vorausschaubar an allerlei Klangmathematiker. Nach veritablen Widerhaken muss man sich bis weit unter die anhaltend massive Decke ausstrecken, zumal der klare Gesang nur sporadisch auftaucht – und das eben nicht auf die „Höret, hier bin ich!“-Weise. Der Facettenreichtum der OBSIDIAN-Lieder macht derart Effekthascherisches auch unnötig, nur verhindert er auch den flotten Zugang zum Album. Bezeichnend für diese Güte (je nach Standpunkt) ist das Titelstück als Highlight der Scheibe: ein reines Instrumental.
Manchmal fast grandios – wie im ausladenden „Time“ -, selten noch zu beliebig, aber stets das Vertrauen schaffend, es mit einer ernsthaft um eindringliche Musik bemühten Band zu tun zu haben, basteln OBSIDIAN weite bis dichte Klangräume, in denen sie es sich in Zukunft hoffnungsvoll und kreativ einrichten können. Man hadert fast mit Referenzen, denn hundertprozentig greifen die erwähnten Vergleiche nicht.
FAZIT: Gefälliger, oftmals epischer wie auch in sich geschlossener Härtnersound für das Jahr 2007. Nichteben ein zeitgeistiger, aber beizeiten geistvoller Bastard aus Allem, was gerade kreativ die Verzerrte zockt, sind sie OBSIDIAN vergleichbar mit Junggemüse wie Memfis...vielleicht bloß ein wenig doomiger und weniger skandinavisch...vielleicht ein kontinentaler Pelican? – Antesten bitte...
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Glen Loupias
Sjaak Kassies, Robbe K
Sjaak Kassies, Simon Lawford
Melle Kramer
Rusty Cage/H´Art
44:36
2007