Kaum zu glauben, dass Andre Kvebek zuvor bei 1349 lärmte, denn sein neues Outlet spielt ungleich melodischeren Black Metal ohne Reinheitsgarantie. „The Wanderer And His Shadow“ ist bereits das zweite Album, dessen Vorgänger ich nicht kenne. Hier wird man mit nicht avantgardistischem, aber doch eigentümlichen Songmaterial konfrontiert.
„Origin Of Sin“ startet rhythmisch orientiert und hastet nicht, ehe die Gruppe mit schönen Akustikpassagen und melodischem Bassspiel als variabel vorstellig wird. Darauf kann die Raserei ihren Lauf nehmen und in manischem Gelächter unvermittelt enden. Das Titelstück hingegen ist einheitlicher und stellt stilistisch die Weichen für weitgehend alles ihm Folgende: majestätisch, nordisch-harmonisch wie neuere Enslaved, aber weniger frostig. Die Atmosphäre ist weder mit Satanshuld noch sonstigen genretypischen Assoziationen vergleichbar – eigentlich ist sie bei aller Wildheit im Spiel nicht sonderlich abgründig, wie es eigentlich üblich sein sollte; PANTHEON I sind eher wehmütig, aber nicht destruktiv oder autoaggressiv – trotz des offenbaren textlichen Grolls. Dem Gehalt der Stücke nimmt dies jedoch nichts, zumal instrumentale Klasse geboten wird. „Cyanide Storm“ beeindruckt mit wechselnd lauten und leisen Blasts im Stop-und-weiter-Verfahren., wohingegen das folgende „Coming To An End“ phasenweise nur von Bass und Schlagzeug getragen wird. Einnehmend sind hier auch die stets deutlich verständlichen Screams sowie die für Gastsänger Lazare von Solefald programmatischen mehrstimmigen Chöre. Die Scheibe artet allgemein nicht im Soundchaos aus.
Im Anschluss an dieses Highlight wird es ein wenig krude – zuerst das getragene „Shedim“, welches gen Ende an Aggression zunimmt und unfertig ob des Fadeouts wirkt; dann der brutal-schrille Sturm „Where Angels Burn“, den ein Marschdrum-Break beendet und Geigenklänge abschließen; schließlich noch – vor dem halbherzigen Prügelstück am Ende – das achtminütige „My Curse“, in dem Doomiges a la Celtic Frost anklingt („You have forsaken me“ hörte man unlängst Herrn Fischer auf Monotheist in ähnlichem musikalischen Kontext klagen). Ein ausgedehntes Streicherarrangement hängt sich völlig unschlüssig an – offenbar musste die wohl erst kürzlich zur Band gestoßene Cellistin noch ihren Teil beitragen. Damit klingt ein Album aus, dass durchweg ohne Ausfälle Interessantes bietet, aber etwas zerrissen wirkt. In Schleife abgespielt, möchte sich kein geschlossenes Bild ergeben, weshalb bloß einzelne Tracks mehr oder weniger favorisiert werden. Ansonsten eine intelligente Band.
FAZIT: PANTHEON I sollten all jene anchecken, die Black Metal als Sound, aber nicht die wurzeltreue Ideologieversion mögen. Zwischen Schwärze, Prog und „normalem“ Metal bei Norwegen-typischer Ideenvielfalt lässt sich hier die eine oder andere eindringliche und -gängige Hörminute extrahieren. Fürs große Gesamtbild ist diese Scheibe aber zu brüchig.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2008
TRS
Andre Kvebek
Andre Kvebek, John Espen Sagstad
Dan
Candlelight/Soulfood
42:20
2007