Unbeirrt geht der einstige Krümelpicker Gary Meskil seinen Weg weiter, obwohl das Ende PRO-PAINs durchaus schon angedacht war. Das Thema scheint vorerst vom Tisch, wenngleich sich nicht erst mit diesem Album Ermüdungserscheinungen breit machen.
„The New Reality“ klingt als Startschuss relativ uninspiriert, so dass man der Band ihre Ignoranz dem Zeitgeist gegenüber negativ ankreiden könnte. Allerdings relativiert sich dieser Eindruck zunehmend, auch wenn die Riffs eher aus einer abgestandenen Brühe geschöpft werden. Dafür sind sie aber umso effektiver, besonders in den speedigeren Stücken „Heads Will Roll“, „Leveler“ und dem wie Motörhead polternden „Company Jerk“.
Der Old-School-Metal-Ansatz im Gitarrenbereich hob PRO-PAIN bereits in ihrer Anfangszeit aus dem Sumpf des Thrashcore (Metalcore wäre nur konsequent als Stilbezeichnung, aber...) heraus, und auch heute gefallen die Soloausflüge und rockigen Licks des Teams Klimchuck/Klinger. Dass dabei auch experimentelle Ansätze aufkommen aufgegriffen werden, hat Meskil bereits auf den letzten Veröffentlichungen demonstriert. In diesem Rahmen - aber nie aus dem eigentlichen Genrebereich heraustretend – ist das traditionell-melodiöse „Beyond The Pale“ inklusive von Frauengesang getragener Hookline und Akustikgitarren-Bridge zu verstehen. „Live Free“ am Schluss dagegen bietet weniger gelungenen Clean-Gesang. Das ist auch schon alles Außergewöhnliche am zehnten Album der Amerikaner; erneut greifen die Lyrics dankbar auf kriselnde US- und Weltpolitik zurück. Die musikalische Ausgestaltung dieser Messages ist nicht immer so verbissen, wie die Worte zunächst anmuten: „All For King George“ ist eine regelrecht humoristische Bush-Kritik – allein durch den spöttisch-hymnischen Refrain-Chor.
FAZIT: Zweifelhaft ist, ob PRO-PAIN ihren Status noch ausbauen wollen oder können. Dem Fan ist´s gleich, und generell bekommt man hier schön zeitgeistfreien, jedoch nicht geistlosen Mosh-Sound, der die Grenze zum Prolligen nicht überschreitet und heuer zu Teil gar gefühlvoll-verdrossene Töne bereitstellt. Der Sound könnte besser sein, aber man backt eben kleinere Brötchen.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Gary Meskil
Gary Meskil
Tom Klimchuck, Eric Klinger
JC Dwyer
Raw Head Inc./Continental
39:29
2007