Die Reinkarnation der Levi´s-Rocker Stiltskin führte RAY WILSON letztes Jahr auch nach Bonn, wo dieses Livealbum aufgenommen wurde. Der Sound klingt nicht nachbearbeitet, weil nicht so unmittelbar wie bei diversen Luftpumpen-Produktionen. Das passt gut zum Singer-Songwriter-orientierten Material des karrieristisch achterbahn-erprobten Sängers.
Auf die glücklose Zeit bei Genesis besinnt sich Wilson nicht und präsentiert vornehmlich Tracks des letztjährigen Stiltskin-Albums „She“. „Inside“ ist unvermeidlich, aber nicht der vorhersehbare Heimschicker, sondern adäquat im sich dynamisch steigernden Setaufbau im hinteren Drittel platziert. Die Gruppe versteht es geschickt, die Stimmung im Saal langsam zu heben – der Einstieg mit ruhigeren Stücken sorgt zunächst für gedämpfte Reaktionen in Form artigen Klatschens nach Ausklingen des jeweiligen Songs. Der Mann mit der sonoren Stimme kommuniziert nur das Notwendigste mit dem Auditorium und lässt ansonsten seine Bekräftigungshymnen sprechen. Diese sind Rock aus dem Lehrbuch und bisweilen richtig heavy wie auch mit Streicher- und Keyboardsounds angereichert, über deren Quelle sich das spärlich gestaltete Boooklet ausschweigt. Nebenbei frage ich mich, wie viel Musiker bereits Pink Floyds chromatisch absteigendes Signatur-Gitarrenriff schon gestohlen haben; „Taking Time“ reiht Stiltskin in diese Diebesbande ein.
Dem vollgepackten Silberling wird im Laufe des Jahres noch eine DVD nachgeschickt, die wie so oft dem reinen Hörerlebnis vorzuziehen ist, da man wohl von zusätzlichem Material ausgehen kann. Ansonsten ist „Live“ einmal mehr eine Fanangelegenheit, beziehungsweise zum Einstieg für Neulinge geeignet.
FAZIT: Pathosfreier, ehrlicher wie massenkompatibler Rock im Bühnenkleid, Lebensbewältigung und Beziehungskisten in den Texten. Nicht neu, aber nett.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2008
Lawrie MacMillan
Ray Wilson
Ali Ferguson, Uwe Metzler
Ashley MacMillan
Sandport/SPV
78:33
2007