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Rise To Addiction: A New Shade Of Black For The Soul

Stil: Nu Metal/Nu Rock

Cover: Rise To Addiction: A New Shade Of Black For The Soul

Von dem bei IRON MAIDEN geschassten Blaze Bayley und seiner Nachfolgeband war nach dem letzten Album "Blood And Belief" von 2004 bis vor kurzem nicht mehr allzu viel zu hören. Ein Grund dafür (wahrscheinlich neben seinem Alkoholproblem) dürfte sein, dass sich kurz nach Veröffentlichung die damalige Hintermannschaft komplett vom Sänger verabschiedet hat. Das aus John Slater und Steve Wray bestehende BLAZE-Riffduo hat jedoch unmittelbar nach der Trennung ohne lange Rast die eigene Firma RISE TO ADDICTION (ein namentliches Hinterherwinken in Richtung Ex-Chef?) gegründet, mit der es nach einer zumindest im Königreich wohl recht beachteten EP jetzt den ersten Longplayer vorlegt.

Gedankliche Abschweifungen in die musikalische Vergangenheit der einzig bekannteren Teammitglieder haben sich mit den ersten Tönen schnell erledigt, denn die Band hat anderes im Sinn, als die eigenen, leider nur mäßig erfolgreichen Vorgaben wieder aufzugreifen. Die neu gewählte Zielrichtung ist dabei ebenso offensichtlich, wie schwer zu konkretisieren, obwohl (oder gerade weil) sich gleich mehrere bekannte Namen (bestimmt nicht gänzlich unbeabsichtigt) förmlich aufdrängen. Wer sich also daran stört, wenn in einer CD-Kritik unverhohlen andere Bands als Anhalt zu Rate gezogen werden, ist hier im falschen Text gelandet; ohne sich derer gleich mehrfach zu bedienen, wird man diesem Album kaum Herr.

Was hat er denn aber nun zu bieten, der britische Fünfer? Nun, es klingt auf jeden Fall modern, es ist druckvoll und es ist Metal - aber eben nicht nur. Post Grunge und Alternative Rock treffen auf Nu Metal könnte man es nennen, aggressive ALICE IN CHAINS und AUDIOSLAVE (diese auch durch den stets klaren, einem Chris Cornell nicht unähnlichen Gesang) auf weniger rhythmische GODSMACK und doomige DISTURBED. Kraftbolzen wie der bestens platzierte Eingangssong "Cold Season" und der ruppige Groover "Falling As One" brauchen zwar wie die ganze Scheibe ein wenig länger, sind aber nach einer Weile tatsächlich gar nicht so weit von der Hittauglichkeit der vorgenannten Szenegrößen entfernt. Bei den schnellen "This Ride" oder "To A God Unknown" kann man sich hingegen aussuchen, ob man sich mehr an späte METALLICA oder deren Erben TRIVIUM erinnert fühlt. Der fette, wie zumeist unflexible Sound von Rund-um-die-Uhr-Produzent Andy Sneap trägt zwar auch nicht zur Individualität bei, steht der basslastigen Truppe aber insgesamt trotzdem ziemlich gut zu Gesicht.

Der Band kann man aber dennoch nicht vorwerfen, nur den einfachen Weg zu gehen, schließlich findet sich auch einiges an bewusst sperrigem Material auf "A New Shade Of Black For The Soul". Die schleppenden Bassmonster "Moth To A Flame" und "One Sweet Minute" dürften dem trendgerichteten Ohr ebenso Schwierigkeiten bereiten, wie einige breaklastige Zwischenspiele im Midtempo oder das überlange "Fessonia", das als Ballade beginnt und mit einem abgedrehten Pianoteil (eingespielt von Gast Mike Garson) endet. Hier zeigt sich auch, dass die Band spieltechnisch mehr zu bieten hat, als manch bekannte Genrehelden. Die Gitarren solieren nicht nur vehement, sondern streuen nebenbei noch so einige BLACK SABBATH-artige Riffs ein. Die bei den ersten Songs Fragen aufwerfende Erkenntnis, dass die Band demnächst mit TROUBLE auf Tour gehen wird, macht am Ende dann auch noch Sinn.

FAZIT: Die britische Antwort auf...ja auf was oder wen? Auf Nu Metal? Nu Rock? Kommt beides irgendwie hin und somit auf so einiges, was hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) in den Staaten in den vergangen Jahren so angesagt war und ist. Das muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein. Rise To Addiction belegen dies - und dass neue Bands aus England nicht nur auf dem Progsektor noch etwas zu bieten haben.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. A New Shade
  2. Cold Season
  3. Moth To A Flame
  4. Falling As One
  5. Low
  6. One Sweet Minute
  7. This Ride
  8. Everlasting Wave
  9. I Follow
  10. To A God Unknown
  11. Fessonia
  12. The Hive

Besetzung

  • Bass

    Joel Graham

  • Gesang

    Leigh Oates

  • Gitarre

    John Slater, Steve Wray

  • Schlagzeug

    Aynsley Dickinson

Sonstiges

  • Label

    Mausoleum Records

  • Spieldauer

    59:49

  • Erscheinungsdatum

    2007

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