Album Nummer vier der schwedischen Folk-Progger nennt sich für den Kenntnisarmen kryptisch „The Hemulic Voluntary Band“. Nach kurzer Recherche tritt zutage, dass dieser Name den Kinderbüchern der skandinavischen Autorin Tove Jansson entnommen ist, die ihr erstes Buch in den vierziger Jahren und ihr letztes Ende der achtziger veröffentlichte und deren Märchenkreaturen, die „Mumins“, es zu beachtlicher Bekanntheit gebracht haben.
Springen wir direkt zur Musik: Der Titeltrack stupst mit Karacho ins Geschehen: Fröhlicher Gesang, mückenartig zustechende Gitarren und ein irgendwie unruhiges Instrumentalfundament hinterlegt einen Refrain, der nach dem ersten Hören verinnerlicht ist. Oberflächlich betrachtet eine Nummer, die auch im Radio laufen könnte, wenn man sich für die Instrumentierung taub stellt. „In The Wild“ vemittelt entspannte Aufbruchstimmung mit leichter Melancholie, die Instrumentierung ist dick aufgetragen, fast schon pompös vereinen sich hier Gitarre und Piano, wobei letzteres ein wunderschönes, fragiles Zwischenspiel abliefert, bis der Breitwandsound wieder in diese Stille einbricht und ein herrliches, elektrisch verzerrtes, rockig ekstatisches Gitarrensolo den Song zum Abschluss bringt.
Dem Harmoniesüchtigen sei als Anspieltipp das folgende „Late In Novemer“ an das verträumte Herz gelegt. Diese akustisch hinterlegte, folkloristische, von Flöten getragene Schönklang-Nummer lässt die Gedanken lustwandeln im weichen Abendlicht einer Herbst- und Winterlandschaft. Gesanglich erinnert das etwas an ganz frühe QUEEN, auch wenn die Instrumentierung eine gänzlich andere ist und das Falsett fehlt. An dieser Stelle sei der großartige Gesang von Patrik Lundströms (auch KAIPA) hervorgehoben, der über die gesamte Albumlaufzeit stets kraftvoll und emotionsgeladen intoniert und seinen Texten eine angemessene Interpretation aufsetzt.
Das dunkel schleppende „The Groke“ fällt etwas aus dem Rahmen und hievt sich mit Elefantenschritten dem beinahe schon psychedelisch angehauchten Ende entgegen. „Waiting By The Bridge“ ist eine gutgelaunte Rock Nummer, wie sie auch von den FLOWER KINGS hätte stammen können (inklusive wildem Instrumentalteil). So weit so gut. Der Longtrack „A Dangerous Journey“ setzt dem neuen RITUAL Werk die Krone auf: Die ersten acht bis neun Minuten sind komplett akustisch gehalten. Gitarre, Geige, Busuki und Harmonium begleiten schwelgend den hingebungsvollen Gesang Lundströms, der sich als begnadeter Geschichten-Singer entpuppt und mit seinen epischen Gesangslinien eine Gänsehaut fabriziert, die gar nicht mehr weichen möchte. Allein wegen dieser ersten neun Minuten lohnt sich das ganze Album schon… mit dem Einbruch des Elektrischen in den Song wird die Nummer unbeschwerter und verknüpft die vielfältigen Stimmungen dieses Tracks zu einem passablen Spannungsbogen, egal ob zappelig gerockt oder jazzig-bluesig gejammt wird, das Harmonium schwelgt oder herrlicher Satzgesang von Pomp und Geigen umgarnt wird, die das Eingangsmotiv wieder aufgreifen. Viel zu verdauen also, doch braucht es dazu keinerlei Hilfsmittel, weil trotz Vielfältigkeit ein homogener Gesamteindruck entsteht und eine gewisse Eingängigkeit gewahrt bleibt.
FAZIT: Bestens gelungener Prog-Folk-Mix ohne Längen und mit großartigem Gesang. Unbedingt antesten!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Fredrik Lindqvist
Patrik Lundström, Fredrik Lindqvist, Johan Nordgren, Jon Gamble
Patrik Lundström
Jon Gamble
Johan Nordgren
Fredrik Lindqvist (Tin Whistle, Bouzouki, Mandolin, Recorders), Johan Nordgren (Mallets, Jaws-Harp), Jon Gamble (Harmonica), Lovisa Hallstedt (Viola, Violin), Armanda Hallstedt (Cello)
InsideOut
53:04
2007