26 Jahre nach SAGAs wohl bis heute bedeutendstem Album „Worlds apart“ rückt man das Doppel-Live-Album „Worlds apart revisited“ raus, das – wie es der Titel nahe legt – das gesamte 1981er Album nebst diverser anderer alter, wie auch neuerer Hits aus der großen Karriere der kanadischen Artrock-Dinosaurier beinhaltet.
Was bei anderen Bands aber wie eine eher bemitleidenswerte versuchte Reminiszenz an vergangene musikalisch hochwertigere und kommerziell erfolgreichere Tage wirkt, kommt im Falle SAGAs absolut glaubwürdig rüber. Die Band wirkt spielfreudig und unheimlich tight, die Kommunikation mit dem Publikum ist astrein und die Fans im legendären Z7 in Pratteln danken es mit enthusiastischen Reaktionen. Allein der Klassiker „You´re not alone“ kommt richtig fett, ebenso wie das neuere „The Runaway“. Als etwas ungeschickt könnte man allerdings kritisieren, dass die „Worlds apart“-Songs – per se ja das Herzstück der CD – über beide CDs verteilt sind und deshalb nicht am Stück genossen werden können, was andererseits auch wieder ein wenig Vinyl-Feeling aufkommen lässt *g*. Dies ist aber freilich ein vergleichsweise lächerlicher Kritikpunkt, wenn man ihn mit den zahlreichen Stärken dieser Scheibe abwägt. Über aller Kritik stehen natürlich die Songs. „Worlds apart“ ist bis heute unverzichtbarer Bestandteil jeder vernünftigen Rock-Sammlung, und bescherte der Band auch mit zeitlichem Abstand völlig zu Recht den Durchbruch in den USA und Europa.
„Worlds apart revisited“ ist für mich das authentischste Live-Album der letzten Jahre und Balsam für Overdub-geschädigte Ohren jedes Live-Puristen. Der Hörer atmet und schwitzt 2 Stunden Live-Atmosphäre und die ist im Falle SAGAs schier märchenhaft. Der Sound ist grandios und vor allem eben authentisch. Manch einer wird lästern, dies würde begünstigt durch den Low-Budget-Charakter des Albums (das Cover wirkt durch die minimale „Ergänzung“ des originalen „Worlds apart“-Covers tatsächlich ein wenig bilig...), dem kann aber entgegen gehalten werden, dass Inside Out und Band in diesem Fall freizusprechen sind. Das Album erscheint auch als DVD, darüber hinaus in einem DVD/CD-Package und ein fettes Booklet gibt´s angeblich auch noch oben drauf. Also: Value for Money von SAGA (und 5 € ins Phrasenschwein von mir)!
FAZIT: Für SAGA-Neulinge der perfekte Einstieg und für SAGA-Fans sowieso ein Pflichtkauf. Mit Sicherheit handelt es sich bei „Worlds apart revisited“ um die „livehaftigste“ Live-Scheibe von Kanadas zweitgrößtem Progrock-Export. Hinzu kommt, dass es sich hierbei womöglich um das letzte Lebenszeichen von Frontmann Michael Sadler handeln könnte, der bereits ankündigte Ende des Jahres seinen Hut nehmen zu wollen. SAGAs Zukunft ohne Sadler ist ungewiss. Im Oktober/November spielt man allerdings noch ein paar Gigs in unseren Breiten- und Längengeraden, die sich kein Freund anspruchsvoller Rockmusik entgehen lassen sollte.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Jim Crichton
Jim Gilmour, Michael Sadler
Ian Crichton
Jim Crichton, Jim Gilmour, Michael Sadler
Brian Doerner
InsideOut
115:20
2007