Laut Promoauskunft sind diese Spanier in der heimischen Szene eine ziemlich große Nummer. Da muss insofern schon was dran sein, da man es dort in zwölf Jahren bereits auf sieben Studioalben gebracht hat und auch kleine Charterfolge feiern konnte. "The Fighting Clan" ist nun die erste Veröffentlichung in englischer Sprache, wofür das Quartett das letzte und erfolgreichste Album "El Clan De La Lucha", das in der Heimat bereits 2004 erschienen ist, kurzerhand als übersetze Version neu eingespielt hat.
Das nicht vorhandene Keyboard verscheucht schon mal das Angstgespenst, es mit einer südländischen True-Kombo mit venezianischer Vinylsammlung zu tun zu bekommen, von denen es auch auf der iberischen Halbinsel im Windschatten der damaligen Italowelle so einige gab (bzw. noch gibt). Stattdessen weist nach einer als Intro dienenden Soundcollage das Jungfrauen-Riff in "Enlightened Angel" erstmal in Richtung europäischer Metaltradition, bis sich das Quartett schließlich stilistisch irgendwo im breiten Spektrum des melodischen Power Metals einpendelt. Dabei deckt es mit souveräner Spielfreude, die auch so einige Frickel-Exkurse beinhaltet, so ziemlich alles ab, was innerhalb der Genregrenzen der Abwechslung dient. Neben Balladenstoff ("Disappointment","If The Sun Rose"), bei dem am ehesten mal die Bandherkunft durchschimmert, und vereinzelten Midtempostampfern ("Maybe The Sun Will Not Come") sind es aber in erster Linie die melodischen Speedster, bei denen die Madrilenen glänzen können.
Dass die Band den bestehenden Standards, die hier zum Tragen kommen, ihre eigene Note verleihen, dafür sorgt alleine schon die hohe klare Stimme von Leo Jiménez. Manchem wird der Sänger wie üblich sauer aufstoßen, erst recht, da er sich auch nicht scheut, die ein oder andere Gesangsharmonie mit einem stechenden (aber kreischfreien) Schrei abzuschließen. Für mich ist er hier aber das Salz in der Suppe, und ich könnte ihn mir auch bestens als Frontmann einer komplexen Prog Metal-Truppe vorstellen. Jeder, der im Metal auf hohen Gesang steht, sollte auf jeden Fall mal in Knaller wie "Inside Your Evil Heart" oder "Your Name Is My Destiny" reinhören.
Das Infomaterial gibt über die Bandbesetzung leider nichts her, aber wenn ich die rein spanische Homepage der Band richtig verstanden habe, ist von der Formation, die "The Fighting Clan" eingespielt hat, inzwischen nur noch Niko del Hierro übrig. Dies scheinen trotz dieser gelungenen ersten Duftmarke keine gute Voraussetzungen, um sich international zu etablieren, aber der Bassist, der früher auch mal kurzfristig bei den Veteranen BARON ROJO zu hören war, hat als treibende Kraft hinter SARATOGA demnach bereits eine neue Truppe für einen Neuanfang um sich geschart.
FAZIT: Für SARATOGA hat sich das Wagnis, ihren klassischen Sound über die Landesgrenzen hinaus zu exportieren, zweifellos gelohnt. "The Fighting Clan" ist ein kompaktes Stück Heavy Metal, das auch dem internationalen Vergleich locker standhält. Bleibt zu hoffen, dass man auch mit der neuen Aufstellung diese Klasse halten kann.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Niko del Hierro
Leo Jiménez
Jero Ramiro
Daniel Pérez
Avispa Music
60:25
2007