Wenn man über 30 Jahre im Geschäft ist, dürften einer Band wie SAXON die meisten im Zusammenhang mit dem eigenen Namen herangezogenen Kategorisierungen als Klischees in den Ohren klingeln. Für Biff & Co. aber vermutlich kein Problem, fällt der Kontext doch immer noch und gerade zuletzt überwiegend positiv aus. Denn nicht nur, dass die Live-Präsenz der Briten seit langem anhaltend hoch ist, auch auf Tonkonserve haben sie sich in den letzten Jahren keine Blöße gegeben.
So also auf "The Inner Sanctum" von Altersschwäche weiterhin keine Spur, auch auf ihrem mittlerweile 17. Studioalbum liefert uns der Fünfer kraftstrotzenden Heavy Metal im Ursprungssinne, weit ab von schwachbrüstigem Altherren-Rock. Dabei beginnt die Scheibe mit dem epischen "State Of Grace" noch recht zurückhaltend und erhaben, um dann mit "Need For Speed" und "Let Me Feel Your Power", in denen Biff seiner unverwechselbaren Stimme einiges abverlangt, die letzten Zweifel über ihre Vitalität auszuräumen. Zwei der schnellsten SAXON-Songs, bei denen neben dem Gitarrenduo auch der zurückgekehrte Nigel Glockler am Schlagzeug gleich mal richtig gefordert wird.
Mit "Red Star Falling" folgt dann erstmal eine nachdenkliche Hymne mit längerer Instrumentalpassage, die dem Sinn des Albumtitels am nächsten kommt, bevor das rotzige "I´ve Got The Rock (To Stay Alive)" als gut gelaunter AC/DC-Banger die bösen Geister vertreibt; ein Wachmacher fürs kommende Liveprogramm. Dort wird uns ebenfalls das refrainbetonte "If I Was You" erwarten, das seiner Eingängigkeit entsprechend als Single auserwählt wurde.
Nach dem simplen, aber mitreißenden Riffmonster "Going Nowhere Fast" und dem etwas unscheinbaren "Ashes To Ashes" wird mit dem choralen Intro "Empire Rising" dann der finale Höhepunkt eingeleitet. "Atila The Hun" ist ein treibender Monumentalsong von über acht Minuten und mit einigen Tempowechsel für SAXON-Verhältnis ein fast schon komplexer Abschluss.
Auch wenn einige Songs durchaus an die Frühneunziger Phase und Alben wie "Solid Ball Of Rock" oder "Forever Free" erinnern, liegt der Schwerpunkt bei "The Inner Sanctum" weniger auf eingängigen Hooklines, als vielmehr in einer punktuellen Heavyness. Unterstützt durch den brachialen Sound von Charlie Bauerfeind setzen SAXON damit ihren spätestens mit "Metalhead" eingeschlagenen Weg fort und schicken "Lionheart" einen logischen und würdigen Thronfolger nach, der erneut auf ungezwungene Art Tradition und Moderne verbindet.
Das limitierte Digipak enthält zusätzlich eine 50-minütige Bonus-DVD über die "A Night Out With the Boys"-Tour.
FAZIT: Von SAXON erwartet man keine großartigen Überraschungen, nur die über die Jahre liebgewonnene Verlässlichkeit. Diesem Anspruch werden Biff & Co. mit dieser rostfreien Fuhre britischen Edelstahls wieder in alter Frische gerecht. Mit den Worten ihrer Eminenz: "A lot of fuckin´ power".
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Nibbs Carter
Biff Byford
Doug Scarratt, Paul Quinn
Nigel Glockler
Steamhammer/SPV
44:37
2007