Auch wenn ich selten die Meinung eines bestimmten Kollegen teile, hatte er Recht, das Debüt “The Ruin Of Roma Nova” seinerzeit in der einschlägigen Presse hoch zu loben. TAINT sind kein Schandfleck auf Englands Landkarte.
Ihr zweites Album ist nicht so gut wie ihr Debüt, aber dennoch ein aus dem Monatswust herausstechendes Werk. Dies liegt vor allem an den bekannten Ingredienzien, die im Verbund eine recht einzigartige Geschmacksrichtung ergeben. TAINT mischen wie andere Zeitgeistler Hardcore (Gesang, einige Beats), traditionellen Rock und dessen Nachkömmlinge (Stoner-Grooves) sowie Prog nach altem wie modernem Verständnis (Tull-Flöten, Tool-Verschlungenheiten). Heraus kommen drei gleichfalls prägnant kurze wie eingängige Anfangsstücke mit reichlich Energie, ehe die Songlänge zunimmt und die Strukturen differenzierter werden. „Born Again Nihilist“ schlägt mit sechseinhalb Minuten zu Buche, und nach dem stark wie die Landesleute Amplifier tönenden „The Idealist“ geht es episch weiter. „Goddamn This City“ benötigt die Hälfte seiner Spielzeit, ehe es vom Verhaltenen ins Treibende überschwenkt. Dabei steigert sich das Stück bis zum Ende in Punkto fühlbarer Dringlichkeit und sonischer Kraft. Dafür reduzieren TAINT sich im achtminütigen „What The Crow Saw“ zunächst nur auf Holzbläser und Percussion, um einen neuerlichen Ansturm auf den Gipfel des Klanges zu nehmen.
So wird das Prinzip vom Lauten und Leisen im Wechsel kreativ umgesetzt. Abruptheit kennen TAINT nicht und schaffen es trotzdem, nicht redunant zu klingen – selbst die ausladenden Tracks haben ihre Berechtigung hinsichtlich der Spielzeit. Nach unsinnigem Leerlauf ist da selbst der Hidden Track kein Ausreißer nach unten. Die Gesamtwirkung zählt auf „Secrets and Lies“, weil man nach den griffigen ersten Stücken besonders Hervorstechendes nicht vernimmt, sondern konstant am Ball bleibt, um nichts zu verpassen. „The Ruin of Roma Nova“ war dahingehend eher von prominenten Songs dominiert – hier zählen A- wie B-Seite, denn die kurzen Tracks sind nicht so stark wie die des Debüts.
FAZIT: TAINT erweitern ihren Sound nicht, verlagern aber den Schwerpunkt auf ein geschlossenes Albumkonzept hin. „Secrets and Lies“ ist von vorne bis hinten relevant und empfiehlt sich der zahlreicher werdenden Schar von Modern-Doom-Freunden. Schade nur, dass die Dreingabe weiblicher Gesänge vom Debüt nicht weiter praktiziert wird.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Chris West
Chris West, James Isaac
James Isaac
Alex Harries
Rise Above/Soulfood
66:07
2007