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Witchcraft: The Alchemist

Stil: Doom / Retro-Rock

Cover: Witchcraft: The Alchemist

WITCHCRAFT haben eine Platte gemacht – echt jetzt, denn ihre dritte ist wieder im besten Vinylsinn zu verstehen: eine Pflicht-A-Seite und die weniger offensichtlichen Stücke auf der B-Seite.

Immer weiter öffnen die Schweden ihren auf allem, was in den Siebzigern gut und schwer war, basierenden Sound. Das Debüt zitierte Pentagram und Blue Cheer, beim Nachfolger wurde etwas das Tempo variiert, und zum dritten Streich kündigte bereits der ungewohnt ruppige Siebenzoller „If Crimson Was Your Colour“ an, dass es weitergeht– gleichwohl im moderaten Rahmen. Die ersten drei Tracks bieten gewohnt spröd gesungene WITCHCRAFT-Ware. Das akustische Bild den Uninitiierten zu beschreiben, gestaltet sich einfach: doomiger Rock mit nicht modern verzerrten Klampfen und einer Dynamiksprache, die ab Mitte der Siebziger immer weniger praktiziert wurde. WITCHCRAFT können leise und trotzdem heavy klingen, sie können – und nun kommen wir zur gefühlten B-Seite – ein Saxophon einbinden, ohne wie heuer üblich Jazzassoziationen, sondern eher Late-60s-Rhythm-And-Blues-Verweise herzustellen. Der Name Rolling Stones als Vergleich ist dann nur ein Schimpf für diejenigen, die Jagger und Richards erst als Wirtschaftsunternehmen kennengelernt haben.

Die Gesamtstimmung des Albums ist wieder verhalten abgründig, mit einem Fuß über der Schwelle, aber nicht fatalistisch. Textlich sind die Songs im mystischen Feld anzusiedeln; auch Mörderballaden gibt es passend zur verschrobenen Atmosphäre. Der dreigeteilte Titelsong ist die Überraschung und auch ein Highlight, mit dem die Band Prog-Affinität beweist – im besseren Sinn, versteht sich, denn sie zitieren nicht die Sportveranstaltung, sondern die Vision Rock mit erweitertem Instrumentarium (Mellotron) und ausladenden Arrangements zur Erzeugung unterschiedlicher Gefühlsregungen. „The Alchemist“ steuert auf einen Höhepunkt zu. Der Unsinn mit dem kurzen Hiddentrack, offenbar ein Songfragment, sollte auch und gerade von Qualitäts-Vergangenheitsguckern unterlassen werden.

FAZIT: WITCHCRAFT liegen seltsamerweise mit ihrem Proto-Metal im Trend. Wenn Mucke zwischen den genannten Gruppen im Mix mit leichtem Prog-Rock-Touch wieder in wird, dann habe ich nichts dagegen – das bisher beste Album der Schweden: kurz zwar, aber es geht auch zweimal hintereinander.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. Walk Between The Lines
  2. If Crimson Was Your Colour
  3. Leva
  4. Hey Doctor
  5. Samaritan Burden
  6. Remembered
  7. The Alchemist

Besetzung

  • Bass

    Ola Henriksson

  • Gesang

    Magnus Pelander

  • Gitarre

    Magnus Pelander, John Hoyles

  • Schlagzeug

    Fredrik Jansson

Sonstiges

  • Label

    Rise Above/Soulfood

  • Spieldauer

    43:17

  • Erscheinungsdatum

    2007

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