Leichter als in diesen Zeiten werden es Bands wie WITHIN TEMPTATION wohl so bald nicht wieder haben: Pompöser Gothic Metal, möglichst mit weiblicher Führungsstimme, ist immer noch äußerst salon- und vermarktungsfähig. „Mother Earth“ erreichte 2000/2001 dreifach-Platin Status in den Niederlanden und Gold in Belgien. Auch der symphonisch geprägte Nachfolger „The Silent Force“ erfreute sich an Gold Verkäufern in verschiedenen Ländern. Okay, wen interessiert so ein Stuss – nur die Musik zählt…
Erfreulicherweise haben die Niederländer ihren Sound stets kleinen Wandlungen unterzogen. „Mother Earth“ war typischer Gothic Metal, „The Silent Force“ fiel deutlich symphonischer aus – „The Heart Of Everything” vereint schließlich Elemente von beiden Alben, zieht den Härtegrad ein kleines bisschen an und kann mit angenehm voluminösem Breitwand Gitarren- und Orchestersound aufwarten.
Das Highlight des Albums steht gleich ganz am Anfang: „The Howling“ fällt härter, düsterer, mystischer und abwechslungsreicher aus als der gesamte Rest des Albums: Natürlich werden auch hier nur die bekannten Zutaten wie Chorgesänge und dramatische Orchestertupfer in Einklang mit einfachen, breit produzierten Gitarrenakkorden dargeboten, doch die frische des Vortrags, dezent hinterlegende Grunts und Sharon Den Adels unprätentiöser, von nervendem Vibrato-Overkill bereinigter Gesang sorgen für einen bekömmlichen Gothic-Sound.
Nach erfolgreicher Maxi-Penetration dürfte „What Have You Done“ vielen schon bekannt sein: LIFE OF AGONY Schmachtstimme Keith Caputo ist immer eine sichere Investition und kann den Song eigentlich nur aufwerten – auch wenn Caputos Gesang auf seinem letzten Solowerk „Heart´s Blood On Your Dawn“ deutlich mehr Seele und Hingabe versprühte. Es klingt vielleicht abgedroschen, aber nie klangen WITHIN TEMPTATION so sehr nach EVANESCENCE wie bei diesem Track…
Was folgt, sind schwächere Variationen der ersten beiden Songs: Dramatische Arrangements, viel Pomp und sakrale Chöre, atmosphärische Samples und Streicher, die keine nennenswerten Akzente setzen, sondern hauptsächlich zum Aufspritzen vermeintlich zu dünner Soundmomente nützlich sind. Das klingt abfälliger als es gemeint ist. Man kann „The Heart Of Everything“ mit typischen Hollywood Blockbustern vergleichen: Innovation und Substanz kaum vorhanden, Ausführung und Inszenierung hingegen top. Ganz schnell vergessen sollte man sicherlich die unsägliche Grand-Prix-Schunkelnummer „All I Need“ und die NO ANGELS taugliche Balladen-Meterware „Forgiven“.
FAZIT: WITHIN TEMPTATION gehören klar zu den erträglichen Vertretern ihrer erfolgreichen Zunft und sollten Konsumenten des Mainstream Rocks glücklich machen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2008
Jeroen van Veen
Sharon den Adel
Robert Westerholt, Ruud Adrianus Jolie
Martijn Spierenburg
Stephen van Haestregt
GUN Records
57:07
2007