Der typischste aller Growls, die käsigstens aller Keyboardsounds, sowie die schunkeligen Uptemporhythmen - pathetischer Klargesang dazu und ein paar recht ansprechende Leadgitarren: fertig sind AEVERON. Vor fünf Jahren gegründet, sehen sie noch keinen eigenen Stil am Horizont, bleiben aber innerhalb ihres von Peinlichkeiten geplagten Genres weitgehend auf dem Boden, der im Fall von "Existential Dead End" weniger platt ist.
Auf der Spiegeloberfläche, wo sich vertonte Fantasy-Rollenspiele abspielen, rutschen andere Gruppen aus, wenn sie entweder ihre Elfenohren anlegen oder sich in heidnischer Geschichtsverklärung ergehen. Ohne die immer etwas abgründige Authentizität von Bands wie Thyrfing draufzuhaben, verkommenn diese deutschen Musiker zumindest nicht zur Wikingerkarikatur. Trotzdem ist die Substanz ihrer Auffassung von (extremem) Metal ziemlich dünn. Sie spielen schlicht alles noch einmal durch, was Skandinavien längst hinter sich gelassen hat und südländische Power Metaller immer noch mit Unverstand und über Gebühr versprühen: AEVERONs Metal ist schlichtweg harmlos, melodisch bieder und allenfalls mitreißend, wenn man die letzten zehn bis 15 Jahre der Entwicklung des Genres verpasst hat.
Wenn zum Thrash-Rhythmus von "Take Heed Of Trust" die Fanfaren erklingen, nur um danach in den ewig gleichförmigen Grunzduktus zu verfallen, ringt dies dem potentiellen Pagan-Warrior nur ein kampfmüdes Lächeln ab. Expansion der Genre-Programmatik in allen Ehren, doch Stakkati und seltsam unpassend wirkende Groove-Parts machen diese Chose nur noch unausgegorener, beziehungsweise: der Hauch des zu spät gekommenen Kopisten macht sich breit. Im Verhältnis zur Realität (so man diese überhaupt und selbst als Historiker rückblickend korrekt rekapitulieren kann) stehen AEVERON wie Brad Pitts letztes Sandalenfilmchen zu Homers Iliad: "Bound For Victory" ist so zwingend wie eine Hollywoodverfilmung altertümlicher Themenkreise, denn es mag kurzzeitig unterhalten (alles fein; Spielvermögen, Ideenhorizont und Produktion rangieren über dem Stildurchschnitt), jedoch keineswegs sättigen, falls überhaupt Bedarf an derlei Subjekten besteht. Es gibt Unmengen an Debatten, denen man sich textlich anschließen und damit seiner Musik aktuelle Relevanz geben könnte - sei es meinethalben auch bloß schöngeistige Introspektive.
FAZIT: Wenn man sich in gefährliches Schlachtgebiet begibt, muss man damit rechnen, früh zu fallen. Legt man diesen Maßstab an AEVERON, so stehen und fallen ihre Songs mit der Identifikation des Hörers, denn die Musik ist nicht originell oder ambivalent genug, um über ihre Motivik hinwegzusehen. Was wird aus all den Pagan-Bands, wenn man ihnen ihr Thema nimmt? - Diese Frage müssen AEVERON sich ebenfalls stellen... hundsgewöhnlicher Melodic Black Death Metal höchstens zweiter Klasse.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.11.2008
Dirk
Thomas
Mathias
Markus
Paul
Battlegod/Twlight
48:17
24.10.2008