Grammy-Nomination, Tue-Madsen-Einheitsfettbrei, Progressiv-Tendenzen... Blablabla. Was hat sich getan seit „Monument Bineothan“? Die Skandinavier BENEA REACH reihen sich als Kompaktversion elegischer wie aggressiver metalorientierter Sounds in eine Schlange mit Cult Of Luna, The End und Konsorten. So lange anstehen muss man hier zwar nicht, aber wenn das Warten ein Ende hat, ist man nach wie vor nicht zufrieden.
Es fehlt BENEA REACH wie vergleichbaren Bands nicht an Abwechslung, sondern an Wiedererkennungswert. Zwischen schwelgerischen (bisweilen aufgesetzt erscheinenden) und brutalen Momenten (gleichwohl von presslufthämmernder Nichtigkeit) ist nur bei wenigen Gruppen Raum für eigenes, aber vor allem: kaum jemand in diesem Bereich hat bisher „den“ Song schlechthin geschrieben – ein mustergültiges Beispiel dafür, wie man in dieser Stilistik zum Erfolg kommt. Vielleicht ist ein „Paranoid“ für die vermeintliche Post-Metal-Generation auch gar nicht erwünscht, denn schließlich möchte man unterm Seitenscheitel und hinter der Hornbrille weiterhin intellektuell unberechenbar bleiben. Dabei merken auch BENEA REACH gar nicht, wie vorhersehbar Hart-Zart, wie langweilig ihr Geschrei ist, und wie einseitig die vermittelten Emotionen. Vom Sound zwischen den ewig herangezogenen Meshuggah und Neurosis wollen wir gar nicht sprechen. Kokettiert man angesichts der uniformierten Bandmitglieder auf den Fotos mit dieser These, geht dies angesichts des fehlenden Doppelbodens in der Musik am Konsumenten vorbei. Sparen sollte man sich auch sentimentales Klarsingen wie in „Sentiment“ und schizoide Dissonanzen der Marke Schonmalgehört. „Reason“ mit weiblichem Gastgesang passt die sanfte Artikulation Ilkkas dann besser, wenn auch der Eindruck des Künstlichen bleibt.
Klar, dass man sich mit zwei Livekünstlern für klanglich und optisch verlängerte Gliedmaßen als Gesamtkunstwerk versteht; mit derart langen Gräten gerät man aber auch zum Gummimännchen: dehnbar und bis zur Entindividualisierung flexibel... derart, dass unter dem Nimbus des Stimmungsvollen, dem unzureichend erfüllten Versprechen der Apokalypse und der enttäuschten Aussicht auf Katharsis nicht viel „Song“ übrig bleibt... Irgendwie wie die Zeugen Jehovas, diese Musik...
FAZIT: Mal klingen BENEA REACH nach hitfreien Mnemic, die wiederum auch bloß von SYL inspiriert wurden; dann horcht man auf dräuenden Untergang wie bei Neurosis, doch auf „Alleviat“ brodelt die Hölle, die dem Hörer am Ende das Fegefeuer schuldig bleibt. Keine Erleichterung, sondern unerwünschter Zuwachs eines überfüllten Genres.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2008
Ilkka
Håkon, Martin
Marco
Espen, Joffe (live sound & visuals)
Tabu/Soulfood
50:22
18.07.2008