Setherial-Mitglieder liefern den zum Kult stilisierten schwarzmetallischen Anachronismus ab, indem sie als Duo BLACKWINGS dezent mit Keyboard untermalten Black Metal mittlerer Aggressionskategorie zusammenstückeln, wie man ihn in seiner mittelmäßigen Beliebigkeit in den Endneunzigern im Dutzend gehört und vergessen hat. Das wird auch hier geschehen.
Selbst bei Stücken mit meist knapp über fünf Minuten fragt man sich, warum Kraath und Mysteriis derart lang(-weilig) komponieren und das Ganze mit vermeintlich tiefschürfender blasphemischer Philosophie unterbauen (möchten). Es ist nicht so, dass ihre Songs unstrukturierten Aneinanderreihungen gleichen, doch der willkürliche Riff-Fluss wird von keinerlei Hook-Stein gebrochen, der die Freudentränen plätschern und die Tünche im Gesicht verwischen könnte. Klar, in diesem Metier weint man nicht, doch was selbst Dark Funeral und die frühe Inkarnation der Stammgruppe der Beiden hinbekamen, nämlich zeitweilig Hitmaterial zu schreiben, gelingt BLACKWINGS nicht. Wenn man mal etwas beim zweiten Hör wiederzuerkennen glaubt, dann bezieht sich dies auf die leidlich neuen Wortkombinationen des alten Vokabulars von Tod und Teufel, weil man Kraath halbwegs gut versteht.
Der sinfonische Aspekt ist marginal, weshalb man BLACKWINGS jedem Freund der alten Garde ans schwarze Herz legen kann, der seit Jahren sowieso hinsichtlich eindringlicher Songs aus Schweden darben muss. Die Willkür hat im Land der einstigen Kings des mit anständiger Death-Kante versehenen Black Metal auf erhöhtem spielerischen Niveau Einzug erhalten. Gehören SETHERIAL eher schon zur zweiten Klasse, geht‘s mit BLACKWINGS in die Kreisliga.
FAZIT: Mittelprächtiger, nicht unmelodischer Black Metal, der ausladend komponiert doch nur am Ohr vorbeiläuft. Der Sound und die Stilmittel sind bekannt und empfehlen sich demnach bloß dem Genre-Allesvertilger.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2008
Lord Kraath
Lord Mysteriis (music)
Regain/Soulfood
53:12
23.05.2008