Eine ziemlich unbekannte deutsche Formation auf einem nordamerikanischen Independent-Metal-Label; eine seltene Angelegenheit. Keine Ahnung, ob beim Zustandekommen auch eine Rolle gespielt hat, dass es sich bei CANNON um eine Band mit einer gewissen Geschichte handelt. Die Wurzeln des Quartetts gehen auf jeden Fall zurück bis in die zweite Hälfte der 80er, als das Debütalbum "Thunder And Lightning" erschien und den Hannoveranern ein wenig Beachtung zumindest in der nationalen Szene bescherte. Danach klappte dann aber nicht mehr allzu viel und obwohl man noch weiteres Material in der Hinterhand hatte, kam Mitte der 90er irgendwann das Aus. Vor vier Jahren erfuhr dann das Erstlingswerk gemeinsam mit dem bislang unveröffentlichten Nachfolger (unter dem Namen "The History") neue Ehren und dadurch angespornt erschien bereits ein Jahr später mit "Back In Business" eine neues Album der reunierten Band. Dieses hat dann seinen Weg bis zu Metal Mayhem Music gefunden und die Zusammenarbeit mit dem Label findet jetzt mit dem vierten Album seine Fortsetzung.
Als typischen Teutonen-Metal aus dessen Anfangstagen könnte man den "Metal Style" von CANNON bezeichnen, wobei die Melodie zumeist über der Schärfe steht und der (zugegeben etwas schwammige) Begriff Heavy Rock oder eben Hardrock es oftmals noch besser trifft. Durch den rauen Gesang vermag man dabei schon mal leichte Parallelen zu ACCEPT auszumachen, insgesamt aber auch zu Bands der Marke VICTORY, wenngleich die 13 möglichst hymnisch ausgerichteten Songs nicht an die Klasse und Durchschlagskraft der beiden Szenegrößen heranreichen. Dem Mitsing-Metal, bei dem man sich durch einige Reim-Dich-Texte ("You do - we too, live Heavy Metal Style") auch schon mal ein leichtes Lächeln nicht verkneifen kann, fehlt es dann eben doch oftmals an Härte oder einigen Kanten, um die Banger-Fraktion so richtig mitzureißen.
Nostalgischen Charme hat das Ganze aber allemal, zumal man die Songs mit ihren leichtgängigen Hooklines allesamt schnell verinnerlicht hat und man den vier Herren jederzeit abnimmt, dass ihnen die Meinung von Außenstehenden mal völlig egal ist und sie sich den Spaß, aber auch die Zielstrebigkeit an ihrem Tun nicht vermiesen lassen. Das ändert dennoch nichts daran, dass die vornehmlich simplen Strukturen auf Dauer doch etwas langweilig werden; da ist es nur gut, dass gegen Ende mit dem schnellen "Bells Of Glory" noch mal verschärft die Post abgeht, bevor die Abschlussballade namens "Jennifer" noch etwas Besinnlichkeit mit einbringt.
FAZIT: Übermäßig Eindruck werden CANNON auch in ihrem zweiten Frühling nicht hinterlassen und relevanter als vor 20 Jahren sind sie ganz sicher auch nicht geworden. Dennoch kann man ihnen getrost attestieren, dass sie zumindest bei einigen Altmetallern, die sich früher auch an Bands wie GRAVESTONE, STEELER, DARXON oder auch TRANCE erfreut haben, auf eine gewisse Begeisterung stoßen werden.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.10.2008
Steve Carrington
Mat Rein Jähnke
Walter Müller, Oliver Krüger
Walter Müller
Metal Mayhem Music/Point Music
54:22
30.09.2008