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Catamenia: VIII - The Time Unchained

Stil: Black Metal

Cover: Catamenia: VIII - The Time Unchained

CATAMENIA dienen sich heute mehr denn je dem Pagan-Schick an, obwohl man ihnen dabei nicht einmal Berechenbarkeit unterstellen muss. Schließlich haben die Finnen ihren Sound bis auf den immer stärker gewichteten klassischen Metal-Einfluss nie wirklich geändert und fahren gut damit. So ist "VIII" eine weitere vorhersehbare Scheibe voll mit melodischem Black Metal geworden (klanglich, denn ideologisch liegen zwischen Band und Genre sicherlich Welten), die trotz instrumental wenig herausragender Momente ein gewisses Qualitätsniveau sowie den Mitwippfaktor nicht vernachlässigt.

"Alive... Cold... Dead!" sowie "Dominion" enthalten nicht nur vom halb klaren Gesang her eine Schlagseite gen Power Metal; die melodischen Riffs gereichen CATAMENIA weit eher zu Ehren als ihr programmatisches Sechzehntel-Geschrote (indes wummert der Bass angenehm mit). Kombiniert sorgt dies bisweilen gar für Running-Wild-Momente, die im Titelstück der Frühneunziger-Schwedenschnitter mit der Sense bearbeitet. Was sich klassische Metallurgen mitunter einfallen lassen, um ihren Stücken Wiedererkennungswert zu geben, kommt CATAMENIA allerdings nicht in den Sinn, beziehungsweise: das Talent zu griffigen Hooklines ist ihnen nicht in die Wiege gefallen, wie auch der knurrfreie Gesang nicht das Gelbe vom Ei darstellt. Die Hookline von "Embody and Behold" könnte mit einem klasse Shouter größeres Bewirken als diesen Sturm in einem Pappbecher voller Eiswürfel.

Dieses Bild kann man auf die Band als ganzes Übertragen: Ihre Authentizität beschränkt sich wie bei vielen Heidenmetallern auf die Herkunft, die allein legitimieren soll, dass man mit Un- oder Halbwissen irgendwelche smarten Ketzersprüche und angeblich stolzes Nordmenschentum verbreiten darf - oder wie in CATAMENIAs Fall alternativ sinnfreie Fantasien eines idealisierten Frostlandes. Die Atmosphäre ist originär, wenn man Hochglanz-Filmproduktionen zum Thema als ebenfalls echt versteht, aber andererseits könnte man fragen, wie sich Althergebrachtes (und damit viele Mutmaßungen) überhaupt in Musik umsetzen lässt. Bedeutende zeitgenössische Künstler bleiben der Groschenroman-Version heidnischer Geschichtsaufarbeitung deshalb fern und überlassen den Reibach Bands wie CATAMENIA. "From Out Of Nowhere" am Ende will allerdings absolut nicht in dieses Konzept passen. Möchte die Band sich hier sophisticated geben, und ist es nicht ironisch, dass CATAMENIA gerade dann eine Band mit Tastenmann covern, wenn sie selbst mit der Abwesenheit eines solchen werben?

FAZIT: Dieses Album möchte sich zwischen nicht wirklich krassem Skandinavien-Black-Death und Power Metal einrichten und einer neuen Klientel verkaufen, indem es die bandeigene Thematik rigoros weiterverfolgt. Die Beharrlichkeit macht CATAMENIA glaubhafter, wenn auch nicht besser. Sie sind eine durchschnittliche Band, während die Trendreise nach Jerusalem zufälligerweise an ihrer Baustelle haltgemacht hat. Mit etwas Glück könnten sie aus der zweiten Reihe heraus vom Pagan-Boom profitieren... was hat das eigentlich mit Musik zu tun? - Eben...

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.11.2008

Tracklist

  1. Garden of Thorns
  2. Alive... Cold... Dead!
  3. Tuhon Oma
  4. Dominion
  5. The Time Unchained
  6. Embody and Behold
  7. Fallen
  8. Uhrimalja
  9. Road of Bones
  10. The Last Day Before…
  11. From Out of Nowhere

Besetzung

  • Bass

    Toni Kansanoja

  • Gesang

    Kari Vähäkuopus, Ari Nissilä, Toni Kansanoja

  • Gitarre

    Riku Hopeakoski, Ari Nissilä

  • Schlagzeug

    Mikko Nevanlahti

Sonstiges

  • Label

    Massacre/Soulfood

  • Spieldauer

    61:11

  • Erscheinungsdatum

    24.10.2008

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