Offiziell existieren CHARING CROSS bereits seit 1993, doch nach vier Demos und der EP „Back For Attack“ ist „We Are...“ tatsächlich das Debüt-Album der Schweizer Band, das frisch gelabelt das Licht der Welt der erblickt. Ein bisschen schade ist das schon, denn „We Are“ hätte wunderbar in die ausgehenden Achtziger und beginnenden Neunziger gepasst. CHARING CROSS spielen schmissigen, melodischen Metal, sie sind technisch versiert und besitzen mit Peter Hochuli einen kraftvollen Sänger. Die Songs bewegen sich meist im gehobenen Midtempobereich, mitunter wird das Gaspedal auch etwas weiter durchgedrückt, aber nie so, dass der Wohlklang sich in hektischem Gefrickel auflöst. „Long Time Ago“ ist leider die einzige Ballade an Bord, und DAS ist sehr bedauerlich: denn dieses Stück ist das absolute Highlight des Albums. Hier gelingt der Band etwas, das sie im Verlauf des Albums viel zu oft vermissen lassen: eine eigenständige Idee, ein Sound, der nicht dermaßen ausgelutscht ist, dass er einem das Gefühl vermittelt, fast alle Songs anderswo schon mal gehört zu haben. Das ist nett, solide arrangiert und produziert und eignet sich gut zum Nebenbeihören. Denn zum Aufhorchen verlocken nur wenige Momente, die meist schlichten Texten verhallen sowieso besser im Ungefähren. Neben dem bereits erwähnten bemerkenswerten Schleicher „Long Time Ago“ überzeugen vor allem der Einstieg „Final Day“, der allerdings mehr verspricht, als „We Are...“ im folgenden hält; das ungestüme „Palace Of Fate“ mit seinem pumpenden Schlussteil und das recht abwechslungsreiche „Burn The Sun“. Der Rest ist melodischer Metal von der Stange.
FAZIT: „We Are“ ist ein altbackenes, von durchaus fähigen Musikern eingespieltes Album, das aber jede Innovation und letztlich eigene Note vermissen lässt. Schlecht ist das alles nicht, hat sogar eine herausragende Ballade an Bord, wird aber kaum über den Status „klingt wie...“ (hier eine beliebige Metal-Band zwischen Whitesnake, Dokken und Iron Maiden in melodischen Momenten, je nach eigenem Gusto einsetzen) herauswachsen. Deshalb lieber erst Probehören und danach bei Gefallen mitnehmen. Für eine lange Halbwertzeit wird keine Garantie übernommen, es sei denn, wir würden in einen Zeitraum zwischen 1986 und 1993 zurückgeschleudert.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.08.2008
Markus Flury
Peter Hochuli
Pascal Zwyssig, Andy Dormann
Tommy Pfiffner
Metal Heaven
54:40
29.08.2008