„Hands Up In The Air!“ Wer dabei an Techno aus der Kirmesdisco denkt, könnte falscher nicht liegen. Denn DARK SKY eröffnen mit diesem Refrain einen bunten Reigen, der sich tief aus dem Fundus bedient, der neben längsgestreiften Röhrenjeans, Robin Hood-Stiefeletten und lächerlichen Föhnfrisuren auch jene Spielart des Metals enthält, die melodienselige Härte produziert, dabei aber immer mit einem Fuß tief im Kitschgraben steckt. In den 80ern gab es Bands zuhauf, die sich erfolgreich in dieser Disziplin übten. DARK SKY hätten anscheinend gerne dazu gehört. Doch auch heute macht „Empty Faces“ keine schlechte Figur. Der Sound ist knackiger, ohne allzu höhenlastig zu sein, kitschigen Passagen geht die Band aus Rottweil meist aus dem Weg, vor allem da Keyboarder Claudio Nobile satte Orgelsounds statt käsige oder weichgespülte Synthies bevorzugt, die den Druck der Rhythmusfraktion und den ordentlichen Gitarristen Steffen Doll unterstützen, statt wegbrechen zu lassen. Der platte Beginn mit jenem unsäglichen „Hands up...“ ist nicht sonderlich geschickt gewählt, obwohl das Lied besonders im Mittelteil seine instrumentalen Meriten besitzt. Doch die folgenden, effektvollen Songs toppen das Eröffnungsstück klar. Mit dem sechsten Lied gelingt der Band sogar etwas, das völlig hätte in die Hose gehen können: Flashdance goes Metal; Michael Sembellos Filmhit „Maniac“ erlebt seine symphonische Powermetal-Wiedergeburt. Das ist völlig bekloppt, besitzt aber eine Überzeugungskraft, die ein Lächeln ins Gesicht zaubert und nach hoher Lautstärke und einer Tanzfläche verlangt. Natürlich gibt es auch mediokre Momente wie das dahinplätschernde „Saints Beneath The Sky“, aber insgesamt hat das Album Schmiss und wird auch in seinen balladesken Momenten nicht zum verquasten Rührstück.
FAZIT: „Empty Faces“ ist eine lustvolle Hommage an die 80er Jahre, ein solides Gute-Laune-Album, das produktionstechnisch ins 21. Jahrhundert gehört. Den vielfach vorhandenen Fallstricken – hohles Pathos, leerer Bombast, kitschige Melodien etc. – gehen DARK SKY zumeist aus dem Weg (die elektrisierende Vokuhila Frisur des Sängers Frank Breuninger bleibt außerhalb jeder Bewertung) und präsentieren sich stattdessen mit moderater Härte und schmerzfreien Ausflügen ins Balladenfach. Heimlicher Höhepunkt des Albums ist die geschmackige Coverversion „Maniac“, die vor 25 Jahren mehr Hitpotenzial als das Original besessen hätte – und ein Tanzflächenfüller par Excellenze gewesen wäre. Dazu muss man sich heutzutage eher privat zu austoben...
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.07.2008
Winny Zurek
Frank Breuninger
Steffen Doll
Claudio Nobile
Uwe Mayer
AOR Heaven
52:29
27.06.2008