Kommt es also endlich, das ursprünglich unter dem Namen "Ritual Magic" (siehe auch unser SACRED STEEL-Interview aus dem Januar 2007) angekündigte Album der veröffentlichungsfaulen Ludwigsburger. Okay, da man weiß, dass die Band hauptsächlich als Herzensangelegenheit nebenbei zu den anderen Betätigungsfeldern zumindest ihrer bekanntesten Köpfe läuft, relativiert sich das Arbeitstempo natürlich. Fein ist sowieso auch, dass das gemeinsame Wirken der SACRED STEEL-Mitbegründer Gerrit P. Mutz und dem dort ausgestiegenen Jörg M. Knittel (auch weiterhin bei MY DARKEST HATE) wenigstens bei DAWN OF WINTER weiterhin Bestand hat. Trotz der äußerst überschaubaren Diskografie, gehört die Band nämlich nicht nur zu einer der dienstältesten, sondern neben MIRROR OF DECEPTION wohl auch zu den häufigst genannten Bands in Sachen einheimischen Dooms. Da ist es sehr erfreulich, dass nach diversen Demo- und stets limitierten Vinylveröffentlichungen genau zehn Jahre nach dem ersten Longplayer "In The Valley Of Tears" jetzt endlich wieder umfangreicherer Trägstoff des Quartetts erscheint, der dann diesmal auch noch durch einen Deal bei Massacre Records flächendeckend erhältlich sein wird. Die Raritätensammler werden sich dafür früher oder später bestimmt wieder auf eine Vinylvariante freuen dürfen.
Die eigenwillige Stimme von Gerrit P. Mutz mit ihrem flehenden Vibrato ist natürlich unverkennbar und macht den stilistisch eh schon nicht massentauglichen Stoff von DAWN OF WINTER wohl noch stärker zum Nischenprogramm. Ein gewisser Bezug zu SACRED STEEL reißt dadurch natürlich ebenfalls nie ganz ab, allerdings weiß Gerrit seine Stimmbänder in der Slow-Mo-Variante tadellos einzusetzen, um tiefstes Seelenleid auszudrücken.
Wie sehr sich die Band selbst mit voller Hingabe der zelebrierten Stilart verschrieben hat, macht sie dann auch ohne Umschweife mit "The Music Of Despair", einer Ode an den Doom (der "Seele des Metals"), klar. Diese eindringliche Walze könnte sich schon bald zur neuen Hymne und Glaubensbekenntnis der Szene entwickeln. Nach dem im besten SOLITUDE AETURNUS-Stil begeisternden "A Lovelorn Traveller" wird es mit "Mourner" kurz auch mal etwas schneller und wuchtiger, bevor dann das "Holy Blood" vor dem geistigen Augen gerinnt; der wohl kriechendste und minimalistischste Song der Scheibe. Dagegen ist "The Oath Of The Witch" fast schon wieder hymnisch, und wer schreit sich nicht gerne mal ein dreckiges 'Bitch' von der Seele?
Sanfter gelitten wird danach bei "Throne Of Isolation", das teilweise fast zerbrechlich wirkt, dafür springt "Burn Another Sinner" mit seinem rasanten Tempo ziemlich aus der Reihe. Ein episch-obskurer Power-Metal-Track, der fast von einer Band wie THE LAMP OF THOTH stammen könnte und der so schnell wieder vorbei ist, wie er überraschend gekommen ist. Mit "All The Gods You Worship" und der einmal mehr für sich selbst sprechenden "Anthem Of Doom" gibt es dann noch zwei mittelgroße Brocken, bevor es am Ende mit dem fast 10-minütigen Titelsong noch mal einen richtig zähen Boliden zu bestaunen gibt, der noch mal mit seinen überschaubaren Inhalten aufzeigt, was diese Stilart ausmacht.
Zwar nicht so ergreifend wie zuletzt die britischen WARNING und auch nicht mit der Hitdichte wie die von der Band selbst so verehrten CANDLEMASS, treffen DAWN OF WINTER dennoch den Nerv eines jeden Anhängers traditionellen Doom Metals. Entsprechend der Orientierung an den großen Vorreitern ist auch der Sound, für den sich Achim Köhler (SACRED STEEL, PRIMAL FEAR, SINNER, BRAINSTORM u.a.) verantwortlich zeichnet, äußerst ursprünglich ausgefallen. Wie damals im Interview von Gerrit angekündigt, wurden die Songs vermutlich live im Studio eingespielt, was auch zur Atmosphäre des Albums beiträgt.
FAZIT: Rechtzeitig zur dunklen Jahreszeit begeistern DAWN OF WINTER die Bedrückten und fördern die graue Gesinnung. Dabei reichen sie den Heulsusen aber weder das Taschentuch, noch liefern sie den passenden (oft fälschlich in direkter Nachbarschaft gewähnten) Stoner-Soundtrack für die Kifferhöhle. Der verzweifelte Metaller wird hier ohne zu große Monotonie oder übermäßiges Gedröhne gelabt, bis er am Ende wieder hoffnungsvoll die Faust ballt. Denn wenn auch der Tod den Frieden bringt: "Doom is the true essence of living" (aus "The Music Of Despair").
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.11.2008
Joachim Schmalzried
Gerrit P. Mutz
Jörg M. Knittel
Dennis Schediwy
Massacre Records
56:02
28.11.2008