„Half Way Home“ ist das Debütalbum der englischen Band DEEEXPUS. Band ist eigentlich zuviel gesagt, denn lange Zeit verbarg sich hinter dem seltsamen Namen lediglich das Multitalent Andy Ditchfield. Für „Half way Home“ tat er sich mit seinem alten Freund Tony Wright zusammen, der als Sänger einstieg.
Als musikalische Einflüsse geben DEEEXPUS im Presseinfo eine eigenwillige Liste an, die mit Joe Jackson beginnt und mit „the Mighty Spock’s Beard“ endet. Dazwischen: Iron Maiden, die Crash Test Dummies, Rush, Nik Kershaw, Marillion und Porcupine Tree. Leicht seltsam mutet der Name Nik Kershaw an, doch dessen rhythmisch ausgefeilter, aber leicht süßlicher 80-er Jahre Popappeal findet tatsächlich Einzug auf „Half Way Home“. Nachzuhören im luftig-leichten „Pointless“. Das überrascht in seiner blauäugigen Artigkeit, weiß aber durchaus zu gefallen. Wesentlich prägnanter ist indes der Einfluss Porcupine Trees, enthüllt bereits durch die Titelgebung des 12minütigen abwechslungsreichen „PTtee“, das tatsächlich zu den besten Songs der „In Absentia“ Phase gehört, die Porcupine Tree selbst nie gemacht haben.
DEEEXPUS bewahren sich glücklicherweise genügend Eigenständigkeit, um nicht als Klonband durchzugehen. Rumpf des fast einstündigen Albums ist das 17minütige Titelstück, dessen Thematik ein wenig an Marillions „Brave“ erinnert (es geht um den Selbstmord einer jungen Frau, und die Frage was aus ihrem „halb gelebten“ Leben hätte werden können, wenn sie den letzten Schritt nicht getan hätte). Die Gefühlslage der Protagonistin wird in allen möglichen Facetten ausgelotet, vom sanften Dahingleiten bis zu massiven, metallischen Eruptionen, ohne dass der Song auseinenderfällt. Ein grandioses Wechselbad der Gefühle, das in seiner epischen Breite durchdacht und stimmig zu begeistern weiß.
Außerdem haben DEEEXPUS mit „Seven Nights“ einen Song an Bord, der in einer guten und gerechten Welt die Sendelisten der einschlägigen Verbreiter im Sturm erobern müsste. Ein furioses Debüt.
FAZIT: Bereits mit dem ersten Album hat das Zwei-Mann-Projekt DEEXPUS ein Level vorgelegt, dass manche Bands Zeit ihrer Existenz nicht erreichen werden. Und das in einem musikalischen Bereich, der in den letzten Jahren heiß umkämpft ist und viele hervorragende Bands hervorbrachte. DEEEXPUS reihen sich ohne Umschweife in die vorderste Garde ein. Eine Band, die Pop ernst nimmt, und es schafft in lange Tracks mit gesellschaftskritischer Lyrik spielerische Eskapaden einzubauen, ohne dass die Homogenität des Ganzen leidet.
Im Gegenteil: DEEXPUS verbinden metallische Ausbrüche mit nachdenklichem Wohlklang und beides harmoniert wunderbar. Dieses Jahr gab es bereits einige exzellente Debüts (Amaseffer, Demians, Ephrat, Nahui etc.), DEEXPUS gehören an exponierter Stelle dazu. „Half Way Home” ist eines der Highlights des ausgehenden Jahres.
Mit drei Gastmusikern im Gepäck ist übrigens in absehbarer Zukunft eine Tour geplant. Wir sind gespannt.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.11.2008
Andy Ditchfield, Ian Raine
Tony Wright
Andy Ditchfield, Phil Sloane, Steve Wright
Andy Ditchfield, Mike Henderson
Andy Ditchfield
Andy Ditchfield
DeeExpus/jfk
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19.09.2008