Diese Herren kommen aus Schweden – und das hört man jeder einzelnen Note dieses Debütsilberlings an. DEGRADEAD fahren vollkommen authentisch die Schiene des klassischen Göteborg-Sounds, was nach der Veröffentlichung ihres Demos „Death Row“ IN FLAMEs Jesper Strömblad auf den Plan rief, der auch gleich etwas zu tief in den Lobestopf griff und das noch junge Quintett als „die Zukunft des Metal“ bezeichnete.
Aber ganz frei zugegeben: „Til Death Do Us Apart“ macht trotz altbekannter Zutaten richtig Spaß, da muss man nicht erst von großer Zukunft schwadronieren und prophetische Phrasen in den Äther plärren. Dass die Gitarren zweistimmig laufen, dass jeder der elf Tracks sehr songorientiert ohne atonale Technikdemonstrationen auskommt, dass der Sound warm ist, die Klangfarben in moll gehalten sind und die Soli klassisch melodisch klingen, das muss wahrscheinlich nicht erwähnt werden. DEGRADEAD mögen auch die unverzerrte Spielweise, streuen mal ein winziges Akustikbreak ein, dass etwas nach frühen METALLICA klingt (man lausche dem Anfang von „The Fallen“) und musizieren beim Titeltrack komplett ohne Strom. Ein paar modernere Thrasheinlagen der Marke CHILDREN OF BODOM überraschen nicht und die clean gesungenen Passagen klingen verdammt nach INTO ETERNITY. Die musikalische Bedeutung dieser Bands ist vielleicht diskussionswürdig, doch DEGRADEAD vermixen auf ihrem Debüt gekonnt Erfolgreiches der mittleren und jüngeren Vergangenheit zu einem süffigen Melo Death Cocktail, der gleichermaßen abgeht wie eine handvoll Flutschi oder im Mitteltempo rockt mit Groove. Der heisere, streckenweise gut verständliche Brüllgrunz distanziert sich auch in dieser Kategorie vom Grabesröcheln amerikanischer Prägung.
FAZIT: Nicht grad visionär, was die fünf Herren da auf ihrem Erstling präsentieren. Dafür ist „Til Death Do Us Apart“ mit Leidenschaft und Melodiegefühl eingetütet. DEGRADEAD verpacken auf kompakten 41 Minuten alles, was melodischen Death Metal ausmacht. Eigentlich eine schöne Sache.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Michel Bärzén
Mikael Sehlin
Anders Nyström, David Szücs
Kenneth Helgesson
Dockyard 1
41:06
2008