In der finnischen Tristesse ward auch der Doom ausgiebig zelebriert. FALL OF THE IDOLS sind inzwischen zur festen Institution geworden – wen verwundert’s, war doch ihr erstes Album „The Womb Of The Earth“ ein zäher, eigenwilliger Brocken klassischer Doom, der weltfremd und sehr bedrückend verängstigend daherkam.
Die Verstörtheit ist inzwischen einem Selbstbewusstsein gewichen, das der Band einiges an Charme geraubt hat. Was vor gut zwei Jahren noch unverbraucht und sehr eigenwillig klang, ist einer überheblichen Stimmung gewichen, die selbstredend von Doom-Legenden nascht und nur selten die Tiefe des Vorgängers erreicht. Dabei ist die Band von der Musik her sicher gereift und demonstriert anhand der komplexeren Kompositionen deutlich mehr Spielfreude, aber alles auf Kosten ihrer selbst: Der Mutterleib der Erde, den man auf dem ersten Album noch so kläglich besungen hatte, ist zu einer sehr durchdachten Beschwörung geworden, die sich leider zu oft in gemachten Betten sielt.
„The Séance“ gestaltet sich im Gegensatz zum Vorgängeralbum doch weniger kompromisslos und eigenständig. Vor allem der Einfluss von CATHEDRAL scheint diese Platte sehr geprägt zu haben. Ob das nun beabsichtigt war oder nicht, sein dahin gestellt – Fakt ist, dass FALL OF THE IDOLS damit nicht dazu gewonnen haben. Natürlich hört man noch immer die Band selbst heraus, aber es ist schon erstaunlich, wie schnell eine Band in eine andere Richtung driftet und andere Assoziationen auslöst. Man nehme hier als Beispiel nur mal das Stück "At The Birth Of The Human Shadow”, das ein einziger Aufguss von den Briten ist und das ich losgelöst vom Album wohl nicht den Finnen zugeordnet hätte.
FAZIT: „The Séance“ ist ein durchwachsenes Album, das mir einmal mehr verdeutlicht, wie schwer der zweite Schritt für eine Doom-Kapelle sein kann. Die Entscheidung, ob schnödes Plagiat oder selbstständiges Entfalten, geht hier sehr fließend in einen großen Trog hinein, aus dem sich FALL OF THE IDOLS in beiden Richtungen bedienen. Das Ergebnis ist stellenweise sehr ernüchternd uninspiriert - auf der anderen Seite auch noch immer vom Flair der Anfangstage geprägt – leider nicht mehr derart hartnäckig und engstirnig. Ein Verlust, der vielen Songs nicht wirklich gut tut, auch wenn sie wuchtig daherkommen. Für Jünger des Doomes sicher alles andere als schlechte Kost, aber gemessen mit meiner Erwartungshaltung doch etwas ernüchternd.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.11.2008
Vesa Karppinen
Jyrki Hakomäki
Rami Moilanen, Jouni Sihvonen, Tommi Turunen
Hannu Weckman
I Hate Records
58:19
25.05.2008