Die seit Jahren nicht mehr richtig überzeugenden FLOTSAM AND JETSAM spielten einen ziemlich energetischen Gig auf dem letzten Metalmania Festival in Polen, bei dem eifrig Vergangenheitsbewältigung betrieben wurde. Live nach wie vor ein gute Band, schwächeln die Thrasher schon lange auf ihren Alben - ist diese bereits dritte Konzertverwertung - siehe Manowar - die neue Art kreativarmer Musiker, sich über Wasser zu halten?
Optisch regieren die Bierplauzen, derweil es an der Performance nichts auszusetzen gibt. Gerade Eric A.K. kann man als Sänger die Wurst nicht vom Teller ziehen, denn er trällert wie zu besten Zeiten auf seine eigenwillige Art und Weise. Die Setlist könnte mehr Klassiker enthalten, frühstückt aber etwa die Titelstücke der frühen Alben nicht als Pflichtübungen ab, sondern zeigt die Gruppe mit Spaß bei der Sache. Unverständlich erscheint bei eben all den tollen eigenen Songs die Lard-Coverversion vom “High”-Zwischenhoch der Endneunziger; andererseits wirken selbst die Ausreißer von umstrittenen Platten wie dem sehr guten, aber auf Massenakzeptanz gebürsteten “Drift” nicht wie Fremdkörper. Selbst das unerwartete “Smoked Out” funktioniert als letzter Song erstaunlich gut, und wo “Cuatro” als Gesamtwerk stinkt, zeigt sich “Swatting At Flies” als solides Stück im Set - zwar kein Highlight, aber immerhin auch kein Füllsel.
Das Publikum ist anfangs etwas licht, was sich im Gigverlauf ändert. Der Sound geht in Ordnung, das Bild ist polnisch professionell, und obendrein gibt‘s ein Interview mit den beiden Langzeitmitgliedern Ed und Craig, die trotz des mit der englischen Sprache hapernden Fragestellers Erhellendes zu berichten wissen.
FAZIT: Ob man die nächste DVD von Treibgut und Beute braucht, muss man selbst entscheiden; an ihrer Qualität ist indes trotz polnischer Fließbandproduktion nichts zu beanstanden.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.07.2008
Jason Ward
Eric A. Knutson
Mark Simpson, Ed Carlson
Craig Nielsen
Metal Mind
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30.06.2008