Wirklich äußerst beachtlich was diese junge Truppe (Durchschnittsalter 23) aus Ontario hier in Eigenregie als Debüt abliefert. Nicht nur, dass sich in Sachen Aufmachung und Sound alles im hochprofessionellen Rahmen bewegt, wenn der auf schnelle Zuordnung getrimmte Rezensent nicht sofort den Griff zu einer der gängigen Stil-Schubladen unternehmen kann, hat man als Newcomer sicherlich auch schon mal was richtig gemacht.
Wähnt man sich anfangs bei "Life Force Rapture" und noch unter dem Eindruck des Covers stehend vorschnell im Gothic-Metier (den Namen der finnischen Band, an die mich der Gesang zu Beginn kurz erinnert, lass ich wegen der Gefahr der "falschen Fährte" an dieser Stelle mal lieber weg), zumal das aus diesem Genre bekannte Mittel des Wechselgesangs zwischen melodisch sanft und growlend bei GATES OF WINTER öfter zum Tragen kommt und die zusätzliche Einflechtung einer weiblichen Stimme bei "A Dark Affliction" (und nur dort) ebenfalls durchaus darauf schließen lassen könnte, erweist sich der Gesamtsound der Kanadier doch schnell als wesentlich vielschichtiger.
Zeigt sich die Band beim Gesang also schon äußerst abwechslungsreich, ist "Lux Aeterna" kompositorisch ebenfalls ausgefeilt arrangiert und beweist viel Liebe zum Detail. Schon beim Opener fällt neben der dichten Atmosphäre, die sich bei recht melancholischer Grundstimmung durch das ganze Album zieht, die anspruchsvolle Instrumentierung auf und viele verspielte wie breite Keyboardflächen und zu bestaunende Instrumentalpassagen lassen das Album in der Folge zu einem kleinen Leckerbissen des symphonischen Prog Metal werden. Auf die im Infoblatt hingewiesenen Einflüsse von Bands wie STRAPPING YOUNG LAD, DREAM THEATER und OPETH stößt man bei härteren Songs wie "From The Flesh" dabei durchaus, ebenso bzw. mehr noch sollte man aber Namen wie EVERGREY ("Omega"), SYMPHONY X und durch den Khan-ähnlichen Gesang, der spätestens ab "Heavenly Insurgence" in den melodischen Momenten verstärkt auszumachen ist, erst recht KAMELOT anführen. Und einen Song wie "Winter Flight" hätte man mir auch fast unter diesem Namen unterjubeln können. Dass mit dem zerbrechlichen "The Wildwood Pariah" der schwermetallische Sektor zwischenzeitlich mal komplett verlassen wird, erweitert dann zusätzlich noch das musikalische Spektrum von GATES OF WINTER.
Im Bandgefüge findet sich übrigens kein Schlagzeuger. Sollte der Eintrag im Booklet "Drums performed by John Harvey" auf einen Drumcomputer hinweisen, dann kann man diese Scheibe als Musterbeispiel dafür heranziehen, wie man dieses "Instrument" größtmöglich organisch einsetzen kann.
FAZIT: Hinter den "Toren des Winters" findet sich ein mitreißender Prog-Diamant, dessen Existenz sich auch außerhalb Kanadas bald herumgesprochen haben wird. Und so gut, wie diese junge Band ihre ersten musikalischen Schritte unternommen hat, darf man sich bei guter Förderung zukünftig noch so manche Großtat erhoffen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.03.2008
Steve Angelo Furgiuele
Lee Maines
Bryan Joseph Belleau, Lee Maines
Brian Holmes
Eigenproduktion
49:43
2008