Trotz Veröffentlichungsfreude sind die Finnen GLORIA MORTI weitgehend unbeschriebene Blätter. Vielleicht ändert das sich angesichts ihres starken zweiten vollständigen Albums, dem diverse Promos und Demos vorangegangen sind. Der Mix aus allem, was Skandinavien auf der ganz harten Metallandkarte verorten lässt, ist ausgewogen, professionell und spieltechnisch top. Stimmen aber auch die Songs?
Tatsächlich - GLORIA MORTI haben im Gegensatz zur Legion der Konkurrenten auf diesem Feld einige vehement eindringliche Stücke geschrieben, deren großes Plus die fürwahr wütenden Vocals sowie die geschmackvolle Instrumentierung sind. Hier wird zwar auch alles mit Sound zugekleistert, jedoch nicht ohne Melodien. Muskelanspannen zum Selbstzweck ist ebenfalls nicht drin, auch wenn die Power der Gruppe beträchtlich ist. Klingt der Opener noch ein wenig nach Behemoth, verbreiten die Musiker im weiteren Verlauf immer mehr eigene Noten im meist durchgängig schnellen Tempo. Psychos Vocals sorgen für die schwierige Einordnung zwischen Death, Black und Grind, weil er vom Pumuckl bis hin zur abgestochenen Sau alle Stimmfacetten anwendet. Das Keyboard entzieht sich zwar nicht gänzlich der üblichen Klangfliesenlegerei, stellt aber dennoch eine Bereicherung dar, wenn das Gitarreninferno einmal aufgebrochen wird und seltene lichte Momente zum Tragen kommen.
Ein besonderer Vorzug, der letztlich auch hauptverantwortlich für die Eigenständigkeit der Band ist, stellt ihre Fähigkeit zur ambivalenten Stimmung dar. Zwar lässt sich Hass als Primärmotivation angesichts des musikalischen Kontextes nicht leugnen; die Texte im Allgemeinen sowie Brechungen - etwa in “Phoenix Caged In Flesh”, wo auf ein träumerisches Melodiefragment der Gitarren brutalstes Geschepper folgt - lassen auf eine bedachte Kompositionsweise der Protagonisten schließen.
FAZIT: GLORIA MORTI spielen durchweg krassen Metal mit Verstand, indem sie beim Songschreiben den Holzhammer zwar immer parat haben, aber nicht ohne Vorbehalte zuschlagen, wenn es nicht gerechtfertigt ist. Wem die vielen Extremcombos zu beliebig sind, sollte es mal mit den Finnen versuchen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.05.2008
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09.06.2008