GRAVE sind, könnte man zynisch behaupten, weiterhin die schlechteren Dismember, denn wo bei Kärkki und Gefolge die unmittelbar griffigen Songs und fein ausgetüftelten Leads hinter aller Rohheit hervorlugen, beschränkt sich der Trupp von Ola Lindgren auf basischstes Geschredder. Das gefällt auch direkt, nutzt sich aber flott ab, da die Liedschreibe nach wie vor nur mittelprächtig ist.
GRAVE mussten sich seit jeher nicht zu unrecht als zweitklassige Kapelle im Schweden-Death-Bereich bezeichnen lassen. Zu ihrer Verteidigung gereicht die aktuelle Dreierbesetzung und der damit einhergehende beschränkte musikalische Ausdruck nur bedingt. Dazu muss man nicht die Rush-Keule auspacken, und klanglich gibt‘s an der fettesten Inszenierung nicht zu meckern, die einem mit ihrem achten Album entgegenschlägt. Schlagwortphrasen werden mit fiesestem Organ ausgereihert, derweil die Musik wie von GRAVE gewohnt nicht durchweg auf Geschwindigkeit ausgerichtet ist. Das Album beginnt so auch ungewöhnlich träge und packt erst im zweiten Track den Hammer aus - dafür aber richtig. Die solistische Ausbeute ist mager, der Hookacker wenig ertragreich. “Stained By Hate” steht exemplarisch für die Methode des Trios beim (vorschnellen?) Komponieren, indem es träge beginnt und urplötzlich in den Hoppelmodus wechselt. Mehr Variation gibt es bei Grave kaum zu vermelden.
Wenn der abschließende Titelsong dann fast schon bedacht geschrieben zu sein scheint, in einer Klammer aus unverzerrten Gitarren einen weitaus bedachter scheinenden Aufbau statuiert, dann bedeutet das nichts weniger, als dass sich GRAVE bei einem Song richtig Mühe gegeben haben; der Rest steht für Versuche, nach altem Sturm-und-Drang-Prinzip energetische Stücke aus dem Moment heraus zu fabrizieren. Doch was soll man machen, wenn man mit weniger Talent als die erste Garde gesegnet ist/war und die Sturm-und-Drang-Periode ohnehin schon vorüber ist?
FAZIT: Mit GRAVE kauft man in den letzten Jahren vor allem eine Marke. Der Name verpflichtet zu urschwedischem Death Metal, das Produkt liegt in der unteren Qualitätsklasse der mittleren Ausladen - keine sogenannte Bückware, aber auch nichts für den Feinschmecker.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2008
Fredrik Isaksson
Ola Lindgren
Ola Lindgren
Ronnie Bergerstahl
Regain/Soulfood
44:11
23.05.2008