In Insider-Kreisen hat sich das Debüt der Amis von HEART OF CYGNUS bereits herumgesprochen. Es ist absolut beeindruckend, was die Herren Jeff Lane und Jim Nahikian hier in totaler Eigenregie auf die Beine gestellt haben. Mit der schlaraffenlandähnlichen Gesellschaft, wie sie Thomas Morus vor vielen Jahrhunderten in seinem „Utopia“-Roman beschrieb, hat dieses Album nicht viel zu tun. Vielmehr wird hier in der erzählerischen Tradition der „Operation: Mindcrime“ ein dunkles Bild eines Überwachungsstaates gezeichnet. Die Hörspieleinlagen sind nicht zu aufdringlich und auch gut genug gesprochen, um nicht peinlich zu wirken. Fragt sich nur, wo die beiden US-Amis diese Dame mit dem Hardcore-Britisch-Akzent hervorgekramt haben…
HEART OF CYGNUS wildern ohne Scham in bereits Gehörtem und konzentrieren sich hierbei mit wenig Schielen auf aktuelle Trends auf die Vergangenheit: Elemente des klassischen, progressiv angehauchten Metal der 80er werden verwurstet mit Hard Rock-Elementen aus den seligen 70ern und eingängig Progressivem der Marke RUSH und QUEEN. Dabei beherrscht dieses Duo die hart rockenden, nostalgischen Riffabfahrten genauso gut, wie die balladesken, akustischen Momente. HEART OF CYGNUS sind gern symphonisch und verpacken diese Ambitionen nicht in klebrigen Keyboard-Sümpfen, sondern lassen die Gitarren ganz im Stile eines Brian May der 70er die orchestralen Momente erzeugen. Hier ist für harmoniesüchtige Gitarrenfans einiges herauszuhören! Gesanglich wird es bei „Utopia“ nicht schroff: Mehrstimmige, hoch gesungene Melodiebögen spannen sich über klaren Gesang in mittleren Tonlagen, der angenehm kreischfrei bleibt.
FAZIT: HEART OF CYGNUS ist es gelungen, ein selbstproduziertes Debüt spannender, intelligenter, melodischer und abwechslungsreicher zu gestalten, als es ein Großteil der alten Prog- und Rocksäcke mit dickem Deal heutzutage auf die Reihe bekommt. Dieses Duo schafft einen Sound, der zu weiten Teilen nostalgisch in die Vergangenheit schielt, dabei QUEENs bombastische Gitarrenarrangements mit schmutzigen Rock-Riffs, klassischem Heavy Metal, melodischem Prog und Seelenschmeichlern aus der Akustischen vermischt. Dabei setzen HEART OF CYGNUS keine „Früher war alles besser“-Brille auf, sondern zitieren auch mal ohne Berührungsängste die Epigonen des aktuellen Alternative-Progs. Alles in allem also mehr als unterstützenswert! Bisher war dieses Scheibchen nur über die Bandwebsite zu bekommen – ab dem 17.10.2008 kann man „Utopia“ auch bequem über Just For Kicks beziehen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2008
Jeff Lane
Jeff Lane
Jeff Lane
Jeff Lane
Jim Nahikian
Eigenproduktion / Just For Kicks
45:47
17.10.2008