Der Start von Metal On Metal Records in die schwer überschaubare Labellandschaft kann sich wahrlich sehen lassen; nach den Glücksgriffen mit CATCH 22 und NOMAD SON (die wir auf unseren Seiten bereits vorgestellt haben) kann das Debüt von HEATHENDOM mindestens ebenso beeindrucken. Nach dem Genuss von "Nescience" fragt man sich nämlich erstaunt, wo sich die noch unbekannten Griechen bisher verborgen haben, denn dabei von einem ersten Achtungszeichen zu sprechen, wäre reichlich untertrieben. Keiner der beteiligten Musiker ist zuvor an anderer bekannter Stelle in Erscheinung getreten, dafür gibt es die Band aber immerhin schon seit zehn Jahren und mit ihrem ersten Schritt an die Öffentlichkeit nehmen sie qualitativ gleich mehrere Entwicklungsstufen auf einmal. Was uns auf diesem, wieder mit einem Cover der Labelchefin verzierten Silberling erwartet, ist kraftvoller und technisch anspruchsvoller Power Metal, der höchsten Ansprüchen genügt.
Nach kurzem, geheimnisvollem Spieluhr-Intro stürmt der Titeltrack schon mächtig los: mit aggressivem, vertracktem Riffing, einnehmend vielschichtigem Gesang und von so einigen Breaks durchsetztem Songwriting ist hier bereits alles enthalten, mit dem sich die Hellenen über die gesamte Albumlänge auszeichnen werden. Nicht anstrengend, sondern ergreifend gehen sie kaum mal den geraden Weg, und durch die theatralisch bis gruseligen Parts fühlt man sich oftmals wie in einer KING DIAMOND-Story oder auf einem MERCYFUL FATE-Album ("Nescience", "Mirror Of Memories", "Hell Within"). Die Gesangs-Anleihen beim King tun in diesen Momenten ihr Übriges, auch wenn Dimitris Koutsouvelis nie wirklich in dessen extreme Tonlagen vorstößt; in erster Linie ist er ein Power-Metal-Sänger par excellence, der von kraftvoll melodisch bis schrill einfach alles drauf hat.
Nicht zuletzt durch ihn wird auch eine weitere starke Inspiration von HEATHENDOM unvermittelt deutlich: Neben einer dramatisch-bedrückten Atmosphäre, wie man sie in ihrer Eindringlichkeit von Doom-Bands wie CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS kennt (in deren Metier man nicht nur bei einem Track wie "I Bleed" auch mal komplett wechselt), haben Songs wie das hymnisch-bedrohliche "Burn" (saugeil!), "Scenes Of Old" oder erst recht auch das durch seine orientalischen Momente erhaben wirkende "Mirror Of Memories" nämlich auch so einiges von SANCTUARY. Als Fan der ehemaligen Seattle-Größe sollte man diese Scheibe also ebenfalls unbedingt hören, kein Zweifel - und das sei darüber hinaus auch Jedem zwingend empfohlen, der sich sowohl für epischen Doom, als auch für atmosphärischen Power Metal begeistern kann.
FAZIT: Diese Ungläubigen aus Griechenland sind große Bewunderer von Bands wie SANCTUARY, CANDLEMASS und MERCYFUL FATE und verheimlichen das auch zu keiner Sekunde. Zum Glück für den Hörer, denn diese Einflüsse setzen sie dermaßen gekonnt für sich um, dass sie schon mit ihrem Debüt annähernd auf Augenhöhe mit ihrem Vorbildern agieren. Und auch wenn es härte-technisch doch gemäßigter bei HEATHENDOM zugeht: Die Heerscharen an NEVERMORE-Fans sollten selbstredend ebenfalls unbedingt in "Nescience" reinhören.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.12.2008
Yiannis "Blackclad" Moraitis
Dimitris Koutsouvelis
Lefteris "L.V." Vourliotis, Michail Vlavianos
George Tsinanis
Metal On Metal
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15.07.2008