Nach der Totenkult-Dissertation zelebriert man nun den “Kaoskult” ein wenig geradliniger, aber immer noch auf Augenhöhe mit den Kollegen von Enslaved. HELHEIM sind eine doomigere Variante des prog-nahen Black Metal mit eingebauter Ahnenverehrung; der Scheibenwischer, der den Hörer klare Songsstrukturen ersichtlich macht, steht indes nur auf Stand By.
Nein, sie können schon Songs schreiben, doch wo Brüder im Geiste immer wieder Hits um die Ecke wuchten, stoßen sich HELHEIM (gewollt) die Birne an der Kante. Bisweilen erscheinen ihre Tracks so wenig zu Ende gedacht, wie sie zu abgebrannt sind, sich endlich mal Vokale zum Ausschreiben ihrer Pseudonyme zu kaufen. So bleiben auch dem neuen Album nur Momente (dafür aber viele!), die begeistern, sich aber nicht zu einem Bild aus einem Guss zusammenfügen möchten. Okay, das mag auch im Sinne sogenannter Albumbands sein, wie es sie zur Pionierzeit des visionären Rock zahlreich gab, aber selbst dort stachen immer wieder einzelne Stücke heraus - und sei es nur als Eingeständnisse an Record Labels.
Sei‘s drum - Geil sind hier vor allem das an technischen Extrem-Metal angegrenzende “Om Tilblivelsen Av Gapende Tomhet”, das traurige “Andevind” sowie das orgelgespickte Abschlussstück. “Norther Forces” kokettiert wie erwähnt ganz besonders stark mit Grutle und Gefolgschaft sowie zügigem Thrash. Damit ist es ein guter Anspieltip, wenn es ums Umreißen des originellen HELHEIM-Sounds geht.
FAZIT: HELHEIM sind nach wie vor Black Metal für Schlaue und Sich-Gern-Fallen-Lasser: Keine Platitüden, dafür intensive Momente, das vertraute Meeresrauschen, eine Schar Gastmusiker aus der zweiten Reihe (Vulture Industries, HellHikers (?) und Corvine (??)) sowie der Geist, aber nicht die Musik der frühen Siebziger - Enslaved-Ersatzdroge.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.05.2008
V‘Gandr
V‘Gandr, H‘Grimnir
H‘Grimnir, Thorbjorn
Thorbjorn
Hrymr
Hrymr (programming)
Karisma/Dark Essence/Plastic Head
48:13
23.05.2008