"Finnland oder Schweden" - so dürfte wohl bei den Meisten die geographische Einschätzung bei der ersten Einfuhr von "The Great Unifier" ausfallen. Letzteres stimmt dann auch, man hört es halt irgendwie. Das dürfte weniger daran liegen, dass der auffallend gute Sänger Magnus af Nestergaard in seiner Theatralik was von einer Mischung aus Messiah Marcolin (Ex-CANDLEMASS) und Roy Khan (KAMELOT) hat, sondern vielmehr am symphonischen Gesamtbild, das einen hier nach einem typischen Klassik-Intro erwartet und wie man es in den letzten Jahren halt vermehrt im hohen Norden findet.
Das Infoblatt bewirbt das Ganze (neben dem Hinweis auf ein Gast-Solo von KING DIAMONDs Mike Wead in "Sinners Paradise") mit der Bezeichnung "Swedish Dark Symphonic Metal" und das kann man durchaus so stehen lassen; so lange man nicht den Fehler macht, durch das dunkle im Begriff gedanklich in die Black oder Death Metal-Ecke zu wandern. Denn auch wenn es beim Gesang mal etwas rauer wird, wie etwa bei "Schadenfeude" (nur deutsch betitelt) und man auch mit gelegentlichen Blastspeeds nicht hinterm Berg hält, setzt der Fünfer hauptsächlich auf melodischen Bombast. Die mit stolz geschwellter Brust vorgetragenen Songs (der Sänger kann es sich erlauben) decken dabei von balladesker Epik ("Fiend Angelical") über getragenes Midtempo ("Elegy For A Dying Rose") bis zum mehrfachen Speedausflug ("Structures Of Deceit", "Schadenfreude") verschiedene Tempophasen ab, während überraschende Einzelheiten wie das Elektronik-Intro bei "Artificial Intelligence" oder die bedrohliche Weiblichkeit am Ende von "Emperor Of Sorrow" für zusätzliche Abwechslung sorgen.
Woran liegt es aber, dass trotz vorhandenem Hörgenuss doch letztlich nicht viel hängenbleibt und auch nach etlichen Durchläufen von "The Great Unifier" der Nachhall ausbleibt? Nun, es fehlt die Tiefe, das Organische, da die Scheibe durch den fetten, gleichförmigen Sound überfrachtet klingt und dieser gerade bei den schnellen Nummer oftmals den Song und die Melodie verschluckt. Das stete Keyboard ist auch mitverantwortlich für die monumentale Breite, dies wirkt aber gar nicht mal zu penetrant, es sind hauptsächlich die hochpolierten Drums, die zwar mächtig Druck in die Bude bringen, aber leider auch viel an Atmosphäre wegdrücken und die vorhandenen musikalischen Nuancen nicht ausreichend zur Geltung kommen lassen. An dieser Stelle wollte die Band eindeutig des Guten zuviel. Da übersieht man dann fast, dass in einer erhabenen, detaillierten Nummer wie "Fiend Angelical" doch einiges an Emotionen steckt.
FAZIT: Power, Melodie, gute Musiker - all dies findet man bei HER WHISPER. Die angestrebte Dramatik und atmosphärische Düsternis, wie sie etwa auch das Cover vermittelt, können die Schweden aufgrund des leblosen Hochglanzsounds aber mit ihrem aktuellen Werk nur selten rüberbringen. Mit High End-Anlage wackelt hier die Wand - aber das dürfte kaum das ursprüngliche Bestreben hinter "The Great Unifier" gewesen sein.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.02.2008
André Kallin
Magnus af Nestergaard
Magnus af Nestergaard, Christian Widén
Marcus Christensen
Kenneth Gilbert
STF-Records
47:56
18.02.2008