Der gute Ed Repka hätte wohl vor einigen Monaten kaum erwartet, wieder mit seinen Coverkünsten für metallische Aufmerksamkeit zu sorgen. Im nicht wirklich neuen, von der Presse herbeigeschriebenen Thrashboom allerdings ist der Mann wieder voll im Rennen. Als sei die Zeit stehengeblieben, musizieren dazu passend auch HEXEN von der US-Ostküste.
Modifiziert wurde ästhetisch nur marginal; statt Atompilzen machen den politisch denkenden Dreschern von heute um den Wanst gebundene Bomben Angst. HEXENs Maskottchen erinnert dabei genauso an Evil Dead, wie die lateinamerikanischen Wurzeln der Gruppe, doch wo Juan Garcia und Gefolge meist in Überschallgeschwindigkeit agierten, geben sich HEXEN differenzierter, wenngleich nicht origineller. Wenn der Opener “Blast Radius” auch noch verhältnismäßig träge aus den Boxen stolpert, geht‘s im Nachhinein durch alle Deklinationsformen des Genres - vor allem die schnellen wie in “Gas Chamber”. Ab der Hälfte der Scheibe funktioniert das Geschwindigkeitskonzept nicht mehr, so dass HEXEN geschickt einlenken und mit melodischeren Spitzen (die Maiden-Gitarren in “The Serpent”) weiter fesseln möchten. Das tut der Abwechslung gut und der Geschlossenheit des Albums einen kleinen Abbruch, denn ein klassischer Thrashteller kennt solche Kanten nicht. Keineswegs setzt die Band sich damit zwischen die Stühle - dazu verharrt sie zu sehr in ihrer Grundausrichtung - macht aber mit der kompromisslosen Klischeereiterei einerseits und eben diesen und weiteren Schlenkern (Akustikoutro, virtuoses Ungestüm, das im Kontrast zum “streetwise”-Faktor steht) andererseits ein wenig konfus.
Achillesverse ist ungeachtet dessen das Versumpfen in statischem Midtempo, welches nicht wenigen ihrer Brüder im Geiste ebenfalls schon das Genick brach. “Mutiny And Betrayal” ist zum Glück dahingehend ein Ausreißer; mit allem Weiteren wird sich der Genreverköstigende schon gut abfinden können; wirklich Neues und Spannendes regiert indes sonstwo.
FAZIT: Wann der Neu-Alt-Thrashmarkt bereits überfüllt sein wird, lässt sich nicht absehen. HEXEN können noch gut im Rennen bleiben, sollten sie sich mit mitreißenden Songs auf eine Richtung innerhalb der engen Grenzen einschießen. Alles Weitere richtet dann das Medienspektakel. Wieso wird im Zusammenhang mit diesen Neubands eigentlich immer mehr ums Drumherum (Artwork, Revivalgedanke) geredet als um die Mucke?
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.08.2008
Nadre Hartoonian
Nadre Hartoonian
James Lopez, Ronnie Dorian
Carlos Cruz
Old School Metal / H‘Art
56:04
08.08.2008