In Anbetracht des Bandfotos und ihrem dort noch recht jugendlichen Erscheinungsbildes haben diese Jungs aus dem schwedischen Edsbyn aber sehr früh angefangen, wenn sie INCRAVE bereits 2001 gegründet haben. Die Anfangsjahre und auch das erste offizielle Lebenszeichen von 2006 liefen demnach noch unter dem Namen EVERGRACE; das selbstbetitelte Debüt wurde im letzten Jahr unter dem neuen Namen und mit dem erweiterten Titel "The Escape" noch mal neu aufgelegt. Ob man die Musiker jetzt beim Foto-Shooting in ihre Konfirmationsanzüge gezwungen hat oder sie tatsächlich auch so geschniegelt auftreten, ist mir nicht bekannt, durch das Outfit Rückschlüsse auf die Musik ziehen kann man aber nicht.
Mit dem ersten Höreindruck wird schnell deutlich, dass die Band ihre musikalische Feuertaufe bereits hinter sich hat und mit der nötigen Ernsthaftigkeit bei der Sache ist. Auf "Dead End" herrscht eine nachdenkliche, fast bedrückte Grundstimmung fern jeglicher Happy Metal-Chose vor, und von den verschiedenen im Infoblatt aufgeführten Landsmännern sind es am ehesten noch TAD MOROSE, die man hierbei in Sachen Ausstrahlung zu Vergleichszwecken heranziehen könnte. Mit denen teilt man sich dann auch Studiomann Per Ryberg, allerdings sind INCRAVE weniger verspielt als ihre Nachbarn aus Bollnäs und setzen überwiegend auf geradlinigere, nachvollziehbare Melodien im modernen, von Keyboards unterstützen Breitwandsound.
Die Zuordnung zwischen Melodic und Power Metal kommt dann auch in etwa hin und gerade die riffbetonten, manchmal fast thrashigen Gitarren lassen kaum Zweifel an ihrer Zugehörigkeit aufkommen. Dennoch weichen manche Kompositionen wie etwa "Shades Of Me" schon mal in sanft-moderne Hardrock-Bereiche aus, und auch der Gesang von Johan Falk, dem man seine jungen Jahre noch deutlich anhört, ist eher von der weichen, etwas klagenden Art. Hat dieser seine Stimme wohl auch Dank einer professionellen Ausbildung zweifelsfrei sehr gut im Griff, setzt er sie aber leider zu unflexibel ein, was auf Dauer doch arg zu Lasten der Abwechslung geht und mitunter lethargisch auf den Hörer wirkt. Selbst wenn das Tempo mal variiert, was häufig nur zu Songanfang passiert, während sich der Großteil von "Dead End" im getragenen Midtempo abspielt, klingen seine langgezogenen Gesangsharmonien doch immer ziemlich gleich.
Ähnliches gilt dann auch für die Gesamterscheinung dieses Rundlings: Was anfangs noch sehr interessant anmutet, verliert aufgrund der überschaubaren Ideen doch relativ schnell an Reiz. Am besten präsentieren sich INCRAVE immer noch dann, wenn sie mal mehr aus sich herauskommen und wie bei "The Touch Of Death", "An Empty Soul" oder dem wuchtigen Titelsong an Tempo und Härte zulegen. Auch eine symphonische Nummer wie "Scream In Silence" mit seinen Keyboards im NIGHTWISH-Stil sticht noch ein wenig heraus, auf die ganz großen Aha-Momente wartet man letztendlich aber vergebens.
FAZIT: Die schwedischen INCRAVE spielen breit angelegten Melodic Metal mit düsteren Unterton, dem es aber noch merklich an Tiefe und Ausdrucksstärke fehlt. So lange sie nicht etwas mutiger agieren, werden sie wohl über das Prädikat "gut, aber nicht zwingend" nicht hinauskommen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.04.2008
Martin Davidsson
Johan Falk
Jon Bålefalk, David Ohlsson
Jonathan Stenberg
Josef Davidsson
Ulterium Records
43:10
25.04.2008