Wenn es ein Motto für INFECTED BRAINs Zweitling gäbe, müsste das „Knüppel aus dem Sack“ heißen. Hier wird kein großer Wert auf Melodien gelegt, da wird gerumpelt und gepumpelt, als wäre der Teufel hinter der armen Seele her. Vielleicht ist er das ja auch. Blast Beat jagt Blast Beat, zwischendurch gibt’s das ein und andere Break, um für hinreichend Abwechslung zu sorgen, ohne allerdings das gnadenlose Tempo zu verlangsamen. Die hingerotzten, ausschließlich gegrowlten Texte handeln immerzu von Dominanz, Schlächtereien, vom Suhlen in Eingeweiden und unappetitlichen Leichenspielen. Das kann kathartische, befreiende Wirkung haben und ist drei Songs lang auch gelungen; „Krank“ weiß durch abwechslungsreiche Härte zu überzeugen, „Die Bestie“ schlägt zwar in die gleiche Kerbe, bietet aber immerhin eine Variation des vorher Gehörten und „Rotten Flesh For Hunger“ hat ein cooles Basssolo vorzuweisen. Von wenigen kurzen Sequenzen abgesehen, die sich sogar mal tapsig an Melodiösem und Soli versuchen, spielen INFECTED BRAIN danach nur Wiederholungen des Ewiggleichen. Die Anhänger des brutalen Todesmetals werden das vermutlich überzeugend finden – diverse Kritiken kündigen davon – doch jeder, der sich offenen Ohres durch diverse Musiklandschaften bewegt, wird gelangweilt abwinken, hocherfreut darüber, dass die grenzdebilen Texte kaum zu verstehen sind.
FAZIT: Hier wird die Splatter-Fraktion der harten Klänge freudig bedient, von Musikern, die die Muster solcher drastischen Litaneien zwar kennen, aber trotzdem nicht mehr als ein mäßiges Gemetzel hinbekommen. Denn selbst in den eng gesteckten Grenzen eines bestimmten Genres kann nur überzeugen, was zumindest eine gewisse Dramaturgie aufweist – wenn es schon nicht Grenzen sprengen will – und daran mangelt es dem zweitem Album der INFECTED BRAINs ganz gewaltig. Es erinnert in seinem bluthustenden Gebolze an jene japanischen pseudorealistischen Trash-Filme der „Guinea-Pig“ Reihe, die meist statisch gefilmt, lediglich Großaufnahmen von verstümmelten Körpern zeigen und solchen, die gerade verstümmelt werden. Das verrät nichts über die eigenen Limitationen hinaus, stellt letztlich nur sich selbst zufrieden und überzeugt vor allem Fans von Bloods & Guts, die lieber den Kopf heftigst schütteln, als über das Gesülze nachzudenken, das ihnen viel zu oft vorgesetzt wird. In seiner bemühten Härte und Bösartigkeit ist ein solches Opus letztlich nur eins: Langweilig.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.07.2008
Wolfram Fenske
Torsten Schmidt
Enrico Drachau, Hannes Bärmann
Carsten Fenske
Eigenvertrieb
40:31
01.08.2008