Die Todgeweihten grüßen uns...
Mittelalter-Metal ist ja bekanntlich salonfähig und gar fernsehtauglich geworden. Man nehme also ein paar Leiern und Sackpfeifen und kombiniere sie mit harten Gitarren-Riffs, auf dass das Volk jubilieren möge.
Bisher scheinen sich INGRIMM noch keinen großen Namen gemacht zu haben. „Todgeweiht“ ist schon das zweite Album der Regensburger Musikanten, wobei ihr Erstling „Ihr sollt brennen“ total an mir vorbei gegangen ist. An wessen Thron INGRIMM musikalisch rütteln, ist ziemlich schnell klar. Aber mit der Selbsterkenntnis, das Rad sowieso nicht neu erfinden zu können, lässt's sich offenbar leichter musizieren. Und neuartig ist ihr Treiben ja beileibe nicht. Was man INGRIMM aber wirklich zugute halten muss ist, dass sie wieder mehr Härte in das Genre bringen – die Härte, die einigen Bands inzwischen abhanden gekommen scheint. Da kann sich der mittelalter-affine Metaller auch mal wieder über brauchbare Mosh-Passagen freuen. Die Songs sind nicht allzu stark mit „Gedudel“ überfrachtet, so dass die Gitarrensounds noch ausreichend dominant rüberkommen.
Was zudem positiv auffällt, sind die Death- und Black-Vocals, welche neben dem klarem Gesang hin und wieder auftauchen. Davon beim nächsten Mal bitte mehr! Das könnte INGRIMM vielleicht noch zu ein wenig mehr eigenem Charakter verhelfen.
Die Texte bieten eher gewohnte Kost und behandeln die üblichen Verdächtigen - Ritter, Narren, Dirnen, Tod und Teufel, der Pöbel knüpft den Adel auf et cetera perge perge. Sogar die Borderline-Selbstverletzungsphantasie in 'Rot' hatten wir doch schon mal irgendwie irgendwo? Vorgetragen wird das Ganze in deutscher Sprache – aber auch INGRIMM können nicht ganz ohne die obligatorischen Latein-Einsprengsel. Zu schön klingt doch diese (angeblich) tote Sprache.
FAZIT: INGRIMM machen ordentlich Mittelalter-Radau mit einprägsamen Melodien - nicht unbedingt einzigartig, aber in Sachen Eigenständigkeit doch potenziell weiter ausbaufähig. Prinzipiell können Anhänger dieser Spielart mit „Todgeweiht“ wohl kaum etwas verkehrt machen, denn die Scheibe bietet im Grunde alles, was sie mögen und brauchen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.12.2008
Claudia "Fuzzy" Urlbauer
Stephan "Fenris" Zandt
Alex Haas
Klaus Rosner
Dudelsack & Drehleier: Christian "Hardy" Hadersdorfer
Black Bards Entertainment
44:28
07.11.2008