Die Aufteilung der Instrumente deutet bereits an, dass JAUGERNAUT ein aseptisches Kunstprojekt ohne Rockgefühl sind. Das schließt nicht unbedingt mindere Ungenießbarkeit und Langeweile mit ein, ist aber bei diesem Projekt gänzlich der Fall.
Ihre Firma bezeichnet die Band als Pomprock mit progressiven Spitzen, was stimmt, wenn man ewig währende Naturgeräusche und bemühtes Taktgeschiebe dieser Stilistik zurechnet. Daneben bleibt vom Pomp alles Unsägliche: Kitsch und Biederkeit sowie mangelnder Zug nach vorne. JAUGERNAUT plätschern ärgerlich unspektakulär, selbst in ihren durch erwähntes Zwitschern und Wabern nach Ambient tönenden Longtracks, deren Essenz auch schlicht auf klebriben Drei-Minuten-Songsyrup heruntergebrochen werden kann.
Beatbox-Discomomente stehen wohn für das “Programming“, das Tyler Johnston übernommen hat. Modern klingt dies nicht die Bohne; vielmehr passt es keinesweg in die dezent retrolastige Ausrichtung von JAUGERNAUT. “Anthem” dient als Blaupause der kompositorischen Herangehensweise der Band: über viele Minuten geschieht schlicht nichts, nachdem am Anfang technoid eingeführt wurde (Pappdrums, Synthie), und am Ende wird die Band leicht aggressiv - natürlich genausowenig überzeugend, wie innerhalb der übrigen Ausdruckformen, derer sie sich erfolgreich bedienen möchte. Erfolg ist ein gutes Stichwort… welches Ziel verfolgen Gruppen wie JAUGERNAUT und ihre Förderer? - Kunst kommt ja auch von Können, und handwerklich steht Skepsis hier nicht ausser Frage; bloß: muss man immer nur mit dem Kopf an das an sich gefühlsbetonte Thema Musik herangehen, oder sollte man schlicht schweigen, so man nichts zu vermitteln hat als verkrampften Selbstzweck. Art for art‘s sake ist was für die Avantgarde, die dann auch wirklich Tabus bricht, doch diese Abgeschmacktheit hier macht den Hörer einfach nur abwechselnd schlummern und dann sich ärgern.
FAZIT: JAUGERNAUT spielen geschmacklose Musik für Geschmäcklerische. Es fehlen ihnen die ausschweifenden Visionen früher Yes, wenn sie lange Stücke auswalzen, und für den kompakten Zuckerguss der Totos und Journeys dieser Welt haben sie - simpel gesagt - kein Händchen. Das andere sollte man ihnen brechen, wann immer sie virtuos sein möchten…
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.07.2008
Jim Johnston
Jim Johnston
Jim Johnston, Jim Brammer, Martin Prue
Jim Johnston, Tyler Johnston
Jim Johnston
Tyler Johnston (programming)
Progrock/SPV
57:07
06.06.2008