Pomp ist KEITH EMERSONs zweiter Vorname schon zu ELP-Zeiten gewesen. Dieses nichtssagend betitelte Soloalbum mit Unterstützung erfahrener Studiosöldner geizt nicht mit Bombast und degradiert die Gitarren zu künstlich klingendem Zierrat. Dumm nur, dass der Tastenmann selbst schon genug Ornamente auslegt...
Marc Bonilla mag ein kerniges Mainstreamorgan haben und solide klampfen können, doch leider hört sich sein Spiel an, als habe man es im Studio durch minderwertige Ampsimulationen gejagt. Der Bandchef selbst fingert ohnehin regelmäßig dazwischen; es dauert bis zum vierten Song, bis das Album konventionelle Songformen annimmt, und die kleinliche Unterteilung der Stücke in kurze Segmente resultiert in einer großen Indexzahl der CD, nicht aber in vielen gelungenen Songs. Die nicht zur Besprechung vorliegende DVD soll das richten und bietet unter anderem den Klassiker „Karn Evil 9“. Dafür gewinnt EMERSON keinen Blumentopf. Der Selbstverliebtheit konnten selbst L und P zu besten Zeiten nicht immer Einhalt gebieten, und da der Namensgeber dieses Projekts die Fäden zieht, ufert der Bombast aus. Die Versöhnung von progressiver Rockmusik im Geiste der Siebziger mit herkömmlichem Melodic Rock beherrschen nur wenige der unverhältnismäßig zahlreichen Eiferer um die Gunst der nostalgischen Hörer. EMERSON scheitert schlimmstenfalls, indem er die Zugänglichkeit mit klassischen oder jazzigen Einlagen von langweilig bis völlig redundant zerstört; gelingt es ihm, die Flossen stillzuhalten, richtet Bonilla jedwedes Potential zur Eigenständigkeit auf dem Schafott seiner musikalischen Gesichtslosigkeit hin.
Sicherlich hat der Veteran kein schlechtes Album eingespielt, doch revolutionär ist hier nichts mehr. Wer so handzahm ist, der muss sich die Frage gefallen lassen, ob er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruht, gerade weil EMERSON immer als Enfant Terrible galt. Nimmt man ihm die Exzentrik – beziehungsweise: er hat es selbst getan – so bleibt ein mit vielen Noten versehenes Stündchen übrig, dessen Inhalt die Hardliner sicherlich zerlegen und auf Querverweise abklopfen können und dürfen. Der Rest zieht weiter.
FAZIT: KEITH EMERSON nutzt das Potential eines singenden Gitarristen an seiner Seite nur unzulänglich, während besagter Frontmann nichts als Mittelmaß mit in den Pott wirft. Im Ergebnis liegt ein Namedropping-Album zwischen affektierten Seventies-Bezügen und generischem Buchhalterrock vor.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.10.2008
Marc Bonilla, Bob Birch
Keith Emerson, Marc Bonilla
Marc Bonilla
Keith Emerson
Gregg Bisonette
Edel
51:23
19.09.2008