Das vierte Album der Chilenen LA DESOORDEN gefällt Gitarrenfreunden besonders, denn die Band hat an Härte und Düsternis zugelegt. Mit gesteigertem Saxofonanteil erinnert vieles nun an die frühen Van Der Graaf Generator, und die nach wie vor immens kopflastige Musik ist ein wenig kompakter geworden.
Südamerikanische Folklore wird immer noch völlig natürlich eingebunden, was sich in Percussion und Streichinstrumenten niederschlägt. Der Gesang ist nichts weniger als intensiv. Das fürs nichtromanischsprachige Ohr Unersichtliche lässt sich zumindest erfühlen, und viel Positives gibt es in Chile aktuell offenbar nicht zu berichten. Damit empfehlen LA DESOOORDEN sich nicht bloß dem eklektischen Proghörer, sondern generell allen Fans dunkel-haarsträubender Musik, die eine Geschichte erzählt.
Das tut “La Cuidad De Papel” nämlich mit allen Hochs und Tiefs, die dazugehören. Daß dabei einzelne Songs wie gehabt nicht hervorstechen, sondern die im aufwändigen Digipack gestaltete Scheibe als Ganzes genossen werden muss, dürfte zu erwähnen sich erübrigen. LA DESOOORDEN sind äußerst originell und erneut einem jedem dringend ans Herz gelegt, der auf einzigartige, kunstvolle Musik steht. Da das Muckertum zu Gunsten leichterer Einfühlbarkeit diesmal in den Hintergrund getreten ist, muss ganz klar vom bisher stärksten Silberling der Gruppe gesprochen werden.
FAZIT: Die Mischung stimmt nun; LA DESOOORDEN rocken gleichsam mit Herz und Hirn und nehmen den Freund alter wie aktueller Progrocksounds mit auf einen üblen Trip, der unbequem, aber zeitlos ist. Von Genesis bis Tool geht hier alles.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.06.2008
Francisco Martin
Fernando Tagore, Karsten Contreras
Alfonso Banda
Francisco Martin
Rodrigo González
Peter Pfeifer (Saxophon)
Eigenvertrieb
62:00
14.09.2007