Vorsicht – Ansteckungsgefahr. Ein Bazillus breitet sich aus: der MAFUBA-Bazillus. Ist es ein gut- oder bösartiger Musik-Bazillus, der uns da vom „Nothing Comes To The End“-Cover entgegenspringt? Ist dieses Album so ansteckend wie dieser eklige, kleine Schmarotzer oder doch nur der Erreger einer weiteren musikalischen Krankheit, die dem Hörer die Ohren mit Altbekanntem und Lapidarem verstopft ... und zwar so lange, bis eine ordentliche Rock-Spülung sie wieder freipustet? Am Ende (zumindest dieser Kritik) liegt der Musik-Weisheit letzter Schluss zu diesem Album wohl doch irgendwo in der Mitte.
Die Jungs von der Kieler Küste legen sich in ihrer musikalischen Ausrichtung nicht fest. Stattdessen schießen sie mit ihren Noten auf musikalische Spatzen, die mal metallisch, alternativ, balladesk oder schlicht nur rockig von den Dächern zwitschern, um ihre bevorzugten Tauben dort zu platzieren. Solch bunt gemischte Vielfalt geht nur selten gut und funktioniert auch bei den Hanseaten nicht immer. Darum hämmern einem mit „4/18“, „Stone“ und „Girls Club“ rotzig-rockige Klänge entgegen, während mit „Get Away (Plan#2)“ sogar dem Punk gehuldigt wird, wie wir ihn von CLASHs „Should I Stay Or Should I Go“ (Übrigens ist der erste Teil dieser Textzeile auch mehrmals in diesem „Get Away“ verarbeitet!) kennen. Dem gegenüber stehen gefühlvolle, mal mehr oder wenig alternativ rockende Titel wie „Down“, „Something“ – ein Titel im klassischen Grunge-Gewand, wie ihn CREED nicht besser hinbekommen hätte – oder „Out There (2007)“.
„Germs“ und „Beyoncé“ sind mit einer Spielzeit von über 7 Minuten zugleich die beiden längsten Titel von „Nothing Comes To The End“ und tauchen tief in die Hardrockgefilde später 70-er und früher 80-er Jahre ein, beginnen verhalten und leise, um dann richtig loszurocken, wie man es beispielsweise von LED ZEPPELINs „Stairway To Heaven“ kennt. Das also scheint der Bazillus zu sein, mit dem sich die MAFUBiAner infiziert haben.
Doch bei aller instrumentaler Widersprüchlich- und Unterschiedlichkeit gibt es ein Bindeglied in dieser klanglichen Stilvielfalt, das die einzelnen Songs gekonnt zusammenhält, miteinander verbindet und ihnen einen Wiedererkennungs- und Vergleichswert beschert: die Stimme von RENÉ WESTPHAL. Der Mann klingt doch tatsächlich wie KAY WINGENFELDER von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE – aber nicht etwa mit absichtlich auf FURY getrimmter Stimme, sondern so natürlich, dass jedem, der sich als Fan dieser Pferde-Schlächter versteht, ein Gänsehaut (nicht nur) über den Rücken läuft. Und so ist es wohl auch kein Wunder, dass der am stärksten nach dieser Band klingende Titel „Believe (Plan#1)“ regional bereits vordere Chart-Platzierungen erreichte. Also weg mit den Vorurteilen, dass gute Musik grundsätzlich keine Chance auf vordere Hitparaden-Platzierungen hat, zumindest regional betrachtet. MAFUBA sind das beste Beispiel dafür.
FAZIT: Auch wenn Deutschland politisch wie musikalisch dafür bekannt ist, dass man ständig eine „neue Sau durch’s Dorf treibt“, die am Ende eben doch nur Sau bleibt, aber kein schönes Pferd, wie FURY, wird – so ist der deutschen Band MAFUBA dieses kleine Wunder gelungen. Musik, die hart rockt oder ruhig trauert, anspruchsvoll punkt oder manchmal auch ein wenig ihre Richtung verliert, um am Ende FURY in das SLAUGHTERHOUSE zu führen. Durchaus ansteckende Musik, auch wenn ihr mitunter ein schlüssiges Konzept fehlt!
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.04.2008
Peter Paulsen
René Westphal
Marc Breuer
Zacky Tsoukas, Timo Wriedt
7Hard
50:35
07.04.2008