Wir leben in strange times, wenn der Ausdruck „Pop Metal“ ernsthaft zur Bewerbung von Bands im harten Sektor hingenommen wird. Entwarnung kann man allerdings bei MANZANA geben, denn diese Musiker dienen sich nicht so wie diverse sonische Ohrverkleb-Syndikate dem Bravoklientel an.
„Wash My Sins Away“ vermengt Thrashiges mit käsigen Keyboards und dem näselnden Gesang, auf den scheinbar viele Finnen abonniert sind, die sich an Mikrofone trauen. Da ist das Geschlecht glatt unerheblich, denn Piritta könnte auch ein Mann sein. Machinae Supremacy aus der Nachbarschaft sind mehr Metal, wohingegen MANZANA auch alternative Klienten anziehen könnten, verstünde man sich auf dem europäischen Festland als Poprocker auf eine Anime-Version alter 80er-Klischees. Diese umfasst andere Unsinnsthemen als das alte „Baby komm schon“-Gelaber. „Panda Girl“ ist angesagt, und ist man ehrlich, war früher in der Hinsicht alles anders, aber nicht besser. Einstweilige Schräglagen wie zu Beginn von „Sweet Revenge“ gemahnen an die ungleich genialeren Waltari, doch eine humorvolle Brechung scheint MANZANA abzugehen – um des Erfolges Willen? - Die neumetallisch sägenden Gitarren lassen die Vermutung zu.
Andererseits tut sich aus Gitarristensicht mehr bei den Finnen, denn vorm Solieren wird innerhalb des die Eingängigkeit und Leichtverdaulichkeit bewahrenden Kontexts nicht zurückgeschreckt. Untypisch im auf Hits bedachten Metier sind Geschwindigkeitswechsel sowie andeutungsweise Brücken und Um-die-Ecke-Denker. Riffbegleitung im Vierertakt überwiegt gleichwohl, und stets geht es unentwegt an die Refrains, die weniger Euro-Metal-Qualitäten haben, sondern – und da sind wir an den Anfang der Rezension zurückgekehrt – Popmusik der seichten Sorte bei aller klanglichen (nicht atmosphärischen) Heaviness gut stünden.
FAZIT: Wie auch immer Finnen gepolt sein mögen – sie fühlen sich entweder leichter in diese Musik ein, oder die Werbemaschine leistet ganze Arbeit beim Gehirnwaschen: MANZANA spielen eingängige Musik mit ausreichend gelungen umgesetzten Ideen, die jedoch zu nicht mehr als schnellem Futter taugen, ehe es an die nächsten 15 Minuten Ruhm geht.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.10.2008
Klaus Wirzenius
Piritta
Henkka W.
Heikki Malmberg
Dynamic Arts/Soulfood
40:03
26.09.2008