Der amerikanische Kontinent hat einen Narren an europäischem Extremsound gefressen. Nix neues, auch nicht bei MARTRIDEN. Dafür reihen sie sich aber nicht ins Deathcore-Einerlei ein, sondern zollen ihrer Liebe zu dezent sinfonischem Extremgeballer der Marke Emperor zu “IX”-Zeiten Tribut. Die Kälte mancher ähnlicher Acts (Labelmates Zyklon etwa) lassen sie außen vor und wären stattdessen lieber Opeth.
Nein, der letzte Satz war nicht böse gemeint, zumal sich der Vergleich allenfalls wegen der ausladenden Songs anbietet. Ansonsten regiert bis auf die technische Ausrichtung der Prog im klassischen Sinne eher weniger. MARTRIDEN sind dem Thrash verhaftet und lassen bereits im Opener den Bombast nur bedingt von der Leine; man spielt schließlich mit Doppelbelastung Keyboard/Gitarre eines der Musiker. Den qualitativen Unterschied zu Doublebass- und Stakkato-Tapetenkleister macht die Offenheit des Sounds der Jungs aus, die nicht so stark nach Studio-Klinikum klingt. Hinzu kommen elegische Momente wie im zweiten Teil von “Ascension”, die das Klangbild deutlich öffnen, sowie Akustisches mit gleicher Funktion („A Season In Hell“).
Der Schreigesang könnte gleichwohl expressiver sein; allerdings geizen MATRIDEN nicht mit Instrumentalpassagen, die die Stimme nebensächlich und die Songs spannend machen. Dies ist der letzte Beweis dafür, es bei der Band nicht mit dem üblichen Krass-Ambient zu tun zu haben, der dich eine Dreiviertelstunde lang einem Güterzug beim Vorbeirauschen zuschauen lässt.
FAZIT: Wer prinzipiell auf brutales Geschrote kann, nicht auf Gefühl und Anspruch verzichten will, der höre MARTRIDEN mal zu; er wird allenfalls mehr griffige Songs wollen, denn bei aller Ausschweifung fehlt es dem Album trotz schlüssiger Kompositionen an sogenannten Killern.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.03.2008
Chad Baumgardner
Michael Cook, Kyle Howard, Shane Howard, Will Thackeray
Kyle Howard, Shane Howard, Will Thackeray
Kyle Howard
Candlelight
43:26
03.03.2008