Sollte jemand gerechtfertigte Vorbehalte gegen die Masse amerikanischer Black-Metal-Bands haben: NACHTMYSTIUM werden ihn positiv überraschen. Auch wenn man mit hippen Namen wie Xasthur und Leviathan um sich wirft - Gruppen also, die vornehmlich überbewerteten Kunstschrott produzieren - steckt hinter dieser Band vor allem Musik, und zwar über die Genregrenzen hinausgehende, die dennoch die Liebe zum Song und schlüssiger Komposition im Sinne klassischer Metalsounds nicht verhehlt.
Der Titelsong mischt gekonnt punkige Rhythmen mit typischer Melo-Black-Metal-Hymnenqualität, genauso wie „Ghosts Of Grace“ die sinfonische Ader der Mittneunziger aufpumpt, damit sie nicht nur den Protagonisten unter die Haut geht. Wahrlich: Spacerock-Zischen und lange Schleifen haben bei NACHTMYSTIUM gar nichts von Post-Rock-Willkür und selbstverliebter Langeweile, denn die Amerikaner stricken mit einer zwar langen, aber immer heißen Nadel. Der atmosphärische (welche Atmo ist eigentlich konkret mit diesem ständigen Wort gemeint? - hier im besten Sinne eben diejenige, die außerhalb der Erdhülle herrscht…) Schleicher “Code Negative” ist bestes Beispiel für die stets schlüssigen, kurzweiligen Arrangements.
Der überwiegend ohne Vocals auskommende, dreiteilige Rauswerfer “Seasick” ist klares Highlight der Scheibe: der erste Teil traumwandlerisch, der zweite potenziert mit ätherischen Saxophonklängen (trotzdem: Jazz-freie Zone), und im dritten wird der Hörer sanft, aber bestimmt wieder in die Realität zurück entlassen.
FAZIT: NACHTMYSTIUM sind Black Metal als Kunst und ohne genreimmanente Tod-Hass-Satan-Klischees. Das hält die Gruppe dennoch sowohl vom Pseudokunstsektor ab, als dass es ihre Musik weniger authentisch machen würde. Hier spielen ideenreiche Musiker auf, die zufälligerweise mit Black Metal sozialisiert wurden - keine Fans, die Geliebtes in schwacher Form emulieren oder krampfhaft Neues wagen und daran scheitern: ein unverkrampft originelles Album, das artifizielles Schillern nicht nötig hat.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.07.2008
Zion Meagher
Blake Judd
Blake Judd, Jeff Wilson
Tony Laureano
Candlelight/Soulfood
45:27
18.07.2008