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No-Man: Schoolyard Ghosts

Stil: Art Rock

Cover: No-Man: Schoolyard Ghosts

“Alternativ” anmutendes Schrammeln firmiert heute gerne unter Progressive Rock, um sich einen Hauch von etwas Höherem, Tiefgründigerem zu geben. Mit jemandem wie Steven Wilson als Mitstreiter ist das gleich mal doppelt so leicht.

Tim Bowness’ Welt gestaltet sich zunächst nach ruhigen, akustischen Prinzipien mit postrockigen Zwischen-Noises, deren Sound man bereits allzu gut von Veröffentlichungen aus jenem Genre kennt: Hallfahnen, verhuschte und kaum dingfest zu machende Störgeräusche - alles dagewesen. Wenn nun von progressiver Musik eher wenig die Rede sein kann, so gelingt zumindest NO-MANs Versuch, Stimmungsbilder zu schaffen - und zwar vorwiegend melancholische, was mitunter zu einer einseitigen Angelegenheit und dem Verdacht führt, einem lethargischen Ambient-Album zu lauschen. Es braucht drei Anläufe, ehe in “Pigeon Drummer” ein verzerrtes Gitarrenmotiv auftaucht. Den Klopfer aus dem Titel hört man auf “Schoolyard Ghosts” schwerlich im konventionellen Rhythmusgeber-Sinn, sondern oft nur als perkussives Zubrot. Naja, Wilson braucht ja auch nicht alles bis zur maximalen Virtuosität spielen zu können. Der Verzicht auf Rockdrumming verstärkt nur den Klangtapeten-Eindruck und passt gut zum kontemplativen Gestus der weinerlichen bis indifferenten Stücke.

Natürlich sind die Longtracks auf einer solchen Scheibe keine virtuosen Walkürenritte, sondern ein Antraben gegen selbstaufgetürmte Klangmauern, die heuer nicht mehr Identität stiften, aber immer noch für ein wenig Intensität sorgen - ist eben schön, wenn eine Beule wieder abschwillt. Allerdings: Überhaupt irgendwelche Kanten, an denen man sich eine solche zuziehen könnte, sucht man auf dieser Duo-Scheibe aus dem Studio-Kreißsaal, ohne fündig zu werden. Das lässt hinsichtlich einer eventuell herausragenden Stellung des Projekts einiges zu wünschen übrig.

FAZIT: Ein weiteres stilles Album mit Gitarrenmusik von marginaler Rock-Anteiligkeit im Klang wie hinsichtlich der Attitüde. NO-MAN spielen Musik für die bedächtigen Stunden wie so viele Andere, ragen letztlich aber genauso wenig heraus - trotz Prominenz im Lineup. Wunden reißt Wilson anderswo.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.05.2008

Tracklist

  1. All Sweet Things
  2. Beautiful Songs You Should Know
  3. Pigeon Drummer
  4. Truenorth
  5. Wherever There Is Light
  6. Song Of The Surf
  7. Streaming
  8. Mixtaped

Besetzung

  • Gesang

    Tim Bowness

  • Sonstiges

    Steven Wilson (instruments)

Sonstiges

  • Label

    Snapper/SPV

  • Spieldauer

    53:01

  • Erscheinungsdatum

    23.05.2008

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