Das bescheidene Cover wirft schon die ersten Fragen auf - z.B. wer so etwas für eine CD aus dem Rock- bzw. Hardrock-Bereich aussucht - und auch die ersten Töne von Frontmann und Namensgeber Marc Paganini beim wiederum für einen Opener überraschend zart-langsamen Titelsong verwirren erstmal. So schrill, fast piepsig klang der Sänger aus der Schweiz doch weder in seiner Blütezeit Anfang der Achtziger bei den deutschen VIVA (die beiden Platten sind auch heute noch kultig), noch später auf den Alben seiner eigenen Band und auch nicht zuletzt auf dem Comeback-Versuch "Esoterrism" von 2003 (na gut, dort ging es vielleicht bisweilen schon in die jetzige Richtung). Klingt jetzt auf jeden Fall ganz schön sleazy, der Mann, was dann auch für große Teile des Songmaterials gilt, und wenn man sich nach einer Weile daran gewöhnt hat (manch Kenner der alten Sachen wird wohl durchgehend den Mund verziehen), hat das durchaus einen gewissen Reiz.
Alleine schon, dass einem bei dem Poserrocker "The Secret" und anschließend beim wieder getragen langsamen "End Of The Line" verstärkt Alice Cooper in den Sinn kommt, hält im ersten Teil der Scheibe die Aufmerksamkeit hoch und macht die Songs interessant. "Teardrops" geht dann allerdings erstmals gar nicht. Eine kitschig klebrige Schmalznummer fürs Schlafzimmer mit Wölkchentapete; trotz des guten Gitarrenparts in "November Rain"-Manier. Dann schon lieber etwas punkig wie bei "The Only One", auch wenn das ebenfalls nicht übermäßig zwingend ist, erst recht nicht für alte Fans der Band. Gleiches gilt für das harmlose "Keeping It Real", dem mit "Easy Come, Easy Go" gleich die nächste Schlaftablette folgt, bei denen die Stimme dann doch viel zu süßlich klingt. Mensch, wo ist denn hier das Hardrockblut geblieben?
Es macht sich also nach gutem Beginn erstmal Ernüchterung breit; viele Songs sind einfach viel zu unspektakulär und hinterlassen keinerlei Spuren oder sind sich zusätzlich noch zu ähnlich. Bei "Stomping Grounds" mit seinem sphärischen Unterton kommt dann erfreulicherweise nochmal `Mr. Cooper´ stärker durch und "I Don´t Want Your Love" bringt auch nochmal etwas Leben in die Bude. Ebenso die gut umgesetzte Alex Harvey-Nummer "Faith Healer", komisch nur, dass man einen Coversong gleich in zwei verschiedenen Versionen auf das Album gepackt hat; vielleicht auch ein Zeichen für mangelndes Vertrauen in die eigenen Kompositionen.
FAZIT: Das Schweizer Urgestein beschreitet mit seiner Garde neue Wege, die anfangs ebenso überraschen, wie sie gefallen, mangels Ideen und Abwechslung aber dann doch schnell langweilig werden. Trotz einiger Lichtblicke ist der Anteil an schlafmützigen Rocknummern, denen es an eigenen Konturen mangelt, doch zu groß, um dem mit Puppen spielenden Medizinman den Doktortitel verleihen zu können.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.07.2008
Kiki Cretin
Marc Paganini
Dale Powers
Diego Rapacchietti
Dale Powers (Piano)
PaZouZou Records
49:42
11.07.2008