Ihr zweites Werk „Persistence“ haben die Würzburger Proggies PERENNIAL QUEST ebenso in Eigenregie produziert, wie ihr Debüt „Seconds”. Schon im Jahre 2001 konnten die Herren – vor allem in Anbetracht ihres jugendlichen Alters – durch gekonntes Songwriting und hohe technische Fähigkeiten an den Instrumenten überzeugen. PERENNIAL QUEST sollten in all den Jahren seit ihrer letzten Veröffentlichung einiges dazu gelernt haben, so sollte man denken. Und in der Tat: Das Quintett kann anno 2008 diversen labelgestärkten Genrekollegen nicht nur das Wasser reichen, sondern einigen Möchtergern-Prog-Metallern zeigen, wie unterhaltsames Rock-Kino mit Spielwitz, Härte und Feingefühl heutzutage dargeboten werden sollte.
Die Band nennt als Einflüsse DREAM THEATER und QUEEN, das glaubt man gern und sofort, auch wenn das auf fast alle im Prog Metal ansässigen Kombos zutrifft. Der Vergleich mit PAIN OF SALVATION will nicht unbedingt zünden, denn deren in weiten Teilen ureigener Stil reflektiert sich im Sound von PERENNIAL QUEST weniger.
Den technisch-kalten Prog-Metal-Sound präsentieren die Würzburger nicht: Die acht Kompositionen strahlen eher warmes Epos aus, das auch Melodic-Fans Spaß machen dürfte, sofern keine Phobie vor rhythmischen Spielereien und komplexeren Instrumental-Abfahrten besteht. SHADOW GALLERY oder EVERON in härter kommen spontan in den Sinn, in den ruhigen Momenten vielleicht die Hamburger Soft-Progger SYLVAN. Große Melodiebögen und Musicalartiges geht Hand in Hand mit donnernden Stakkato-Riffs, ausladenden Keyboards und geschmackvollen, sowie technisch anspruchsvollen Gitarrensoli, die von Petrucci in seinen gefühlvolleren Momenten stammen könnten. Akustische Gitarren und warme Pianopassagen füllen die musikalische Wundertüte weiter auf – aggressive Gang-Shouts, sowie unpeinliches und niemals verkleisterndes Konserven-Orchester (plus echtes Cello) sind weitere Ingredienzen dieses Prog-Metal-Prototypen.
Prototypen? Hier liegt ein kleiner Kritikpunkt, der vielen Hörern aber nicht wirklich sauer aufstoßen dürfte. PERENNIAL QUEST servieren auf „Persistence“ lediglich bereits Dagewesenes in frischer Aufmachung – das eine oder andere Déjà-vu, vor allem was den übermächtigen Einfluss DREAM THEATERs angeht, dürfte beim Hören vorprogrammiert sein. Möchte man Erbsen zählen, dann wäre da noch der Gesang, der in den tieferen Tonlagen manchmal etwas leiernd rüberkommt. Alles in allem liefert Philipp Öhrlein aber eine großartige Gesangsvorstellung ab, die sich qualitativ nahtlos in die hochklassige Instrumentierung einfügt.
FAZIT: Eine absolut beeindruckende Eigenproduktion liefern PERENNIAL QUEST hier ab, die wirklich in jedem Belang internationalen Maßstäben gerecht wird. Fans von DREAM THEATER, SHADOW GALLERY und EVERON finden auf „Persistence“ ihre Erfüllung. Dem nach Innovation Dürstenden bleiben unterhaltsame 80 Minuten mit dem kleinen Makel, dass PERENNIAL QUEST stark nach ihren Vorbildern klingen. Nichtsdestotrotz: Wenn diese Herren ihr drittes Album nicht bei einem Label unterbringen können, muss es mit dem Teufel zugehen!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.05.2008
Florian Amelingmeier
Philipp Öhrlein, Johannes Keil
Stefan Obst, Philipp Öhrlein
Johannes Keil
Tobias Hermann
Eigenproduktion
79:14
29.03.2008