SAINT aus Salem/Oregon zählen nicht nur zu den Veteranen der US-Metal-Szene, mit ihrer Gründung in den frühen 80ern sind sie auch eine der ältesten Metalbands, die im Auftrag des Herrn unterwegs sind. Ihre christlichen Weisheiten waren aber von jeher weniger ihr hauptsächliches Erkennungsmerkmal, als vielmehr ihre deutlichen Parallelen zu JUDAS PRIEST. Kaum vorstellbar etwa, dass einem Fan der Briten ein Album wie "Too Late For Living" nicht bestens reinlaufen sollte und das lag nicht alleine nur am Gesang von Josh Kramer, einem der perfektesten Halford-Doubles unter der Sonne.
Seit einigen Jahren gibt es sie also wieder und nachdem ihre Auferstehung im Jahre 1999 (nach zehnjähriger Pause) mit "The Perfect Life" noch sehr wankelmütig ausgefallen war - die (doch sehr miese) EP wurde als einziges Werk der Band von Tim Lamberson eingesungen und hatte mit dem ursprünglichen Sound der Band nur noch wenig zu tun - veröffentlichen SAINT seit 2004 wieder regelmäßig Scheiben in ihrem ursprünglichen Stil. Und dazu gehört dann eben auch die Original-Stimme von Josh Kramer.
Klar, dass die Band auch mit ihrem siebten Album, das offenbar erneut (zumindest vorerst) nur auf dem eigenen Label Armor Records erscheint, wieder einige Botschaften loswerden will und so verarbeitet "Crime Scene Earth" seinem Titel entsprechend die Verdorbenheit der Welt und einige Verbrechen der Menschheitsgeschichte. "Half A Times Measure" etwa hat die Greueltaten des Naziregimes zum Inhalt, bei dem dann auch eine Hitler-Ansprache im Background nicht fehlen darf. Allerdings passen die teils fröhlich-schunkelig wirkenden Passagen der insgesamt schön treibenden Nummer irgendwie nicht so recht zum gutgemeinten Thema.
Musikalisch wird die Ähnlichkeit zum großen Vorbild auch diesmal nur allzu schnell deutlich und da die Band dies auch noch nie verheimlicht hat, findet sich unter den neun Nummern (plus Intro) dementsprechend mit "Invader" auch ein dicht am Original gehaltenes Priest-Cover. Nicht nur für Neueinsteiger ist der Song eine gute Orientierungshilfe, denn derart traditioneller Metal der zumeist mittelschnellen, wuchtigen, auch schon mal eher simplen Art findet sich mit Songs wie "Terror In The Sky", "Everlasting God" oder "Bended Knee" vermehrt auf dem Album. Beim Titelsong und "The Judas In Me" wird zugunsten der Abwechslung dann aber auch mal das Tempo etwas angezogen.
Überraschenderweise erweist sich der Gesang bisweilen als Achillesferse des Albums. "Too Many" etwa ist eine grobschlächtige Nummer, die mit viel zu gröhligem Gesang nervt. Dieser dürfte auf die Kappe von Mastermind Richard Lynch gehen, der statt wie bei den meisten Nummern nur zu unterstützen, auch noch an anderer Stelle wie z.B. bei "Lost" stimmlich in den Vordergrund tritt. Dies hätte er lassen und sich stattdessen auf die bewährten Qualitäten seines Frontmannes setzen sollen. Vielleicht sollte dadurch ja etwas Moderne in "Crime Scene Earth" mit einfließen, leider fallen diese Songs aber doch merklich zu denen im gewohnten Stil ab. Diese sind aber Gott (genau der) sei Dank deutlich in der Überzahl und können das Album noch locker im positiven Bereich halten.
Der Interessierte nehme die Band-Homepage oder einen der einschlägigen Mailorder in Anspruch.
FAZIT: Eine Enttäuschung für alte Fans der US-Metaller mit dem freiwillig angelegten Priest-Korsett ist das aktuelle Album ganz sicher nicht, dennoch finden sich auf "Crime Scene Earth" gerade beim Gesang auch neue Seiten der Band, die recht gewöhnungsbedürftig sind. Das Gute überwiegt aber weiterhin bei den Heiligen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.07.2008
Richard Lynch, Dee Harrington, Jerry Johnson
Josh Kramer, Richard Lynch
Richard Lynch, Dee Harrington, Jerry Johnson
Larry London
Armor Records
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26.02.2008