Zurück

Reviews

Schizophrenic Voices: Tesno

Stil: Rock Metal Mix

Cover: Schizophrenic Voices: Tesno

Die SCHIZOPHRENIC VOICES nennen ihre Musik selbst „free-metal“, was insofern stimmt, da die Iserlohner Band verschiedene Spielarten des Metal und Rock verquickt um am Ende etwas völlig neues daraus zu extrahieren. So zumindest der Wunschzustand. Denn wirklich „frei“ im Sinne von wild ungebändigt und vor allem neu in seinen Strukturen ist nichts an „Tesno“. Da stehen unterschiedliche Elemente nicht gerade beziehungssicher nebeneinander, die mal kürzer, mal offensiver aufgegriffen und wieder fallen gelassen werden. So beginnt der Opener wie eine Hommage an Motörhead, inklusive Lemmy-Gedächtnisstimme. Doch das war’s auch schon, im weiteren Verlauf finden sich keine Verweise mehr auf unsere liebsten Rumpelrocker. Stattdessen wechseln sich schnelle und getragene Passagen ab, instrumental ordentlich geraten, auch der mitunter etwas angestrengt zwischen verschiedenen Vokalstilen changierende, gepresste Gesang Kai Plaeßmanns weist keine groben Ausfälle auf. Doch das ganze Gebräu wirkt oft allzu beliebig in seiner Ausführung und Instrumentierung, dabei meilenweit entfernt von waghalsigen Experimenten und Spielen mit dem Wahnsinn.

Mitunter gelingen der Band wunderbare Passagen milder Verzweiflung (z.B. im Schlussteil von „Set Me Free“), wie überhaupt die Stärke der SCHIZOPHRENIC VOICES eher in den balladesken Liedern liegt. Das beste Stück kommt am Schluss: „Once Upon A Time It was A Ballad.“. Hektische Songs wie „Scums World“ Und „Unchanged Feelings“ beginnen jedoch schnell zu nerven, da sie zu uneinheitlich und ziemlich spannungslos daherkommen. Vor allem, wenn die Band auf den Spuren der Red Hot Chili Peppers wandelt wird’s abenteuerlich. Denn ein Zugang zu Funk und Soul fehlt den Iserlohnern ziemlich. Was nichts dramatisches wäre, würden sie es nicht ab und versuchen, auch in diesen Gefilden zu wildern.

Was dem Album zudem abträglich ist, ist der unausgegorene Mix und der mumpfige Sound. Die Drums klingen oft nach nassem Fell und einem Aufnahmemikrophon im Nebenraum. Auch der Bass pluckert teilweise schwammig und orientierungslos vor sich hin. Ganz gut sind hingegen die (semi)-akustischen Gitarren eingefangen, u.a. zu Hören in einem der Highlights des Longplayers, der Halbballade „Twilight“ (hier klingt auch die sparsam eingesetzte Percussion einigermaßen präzise).

FAZIT: Mit „Tesno“ legt die Iserlohner Band SCHIZOPHRENIC VOICES ein halbgares Debüt vor. Neben starken Parts und Songs gibt es Mittelmäßiges und Langweiliges zu verdauen. Das ist leider auch dem blassen Sound geschuldet, der schwächere Momente noch weiter runterzieht, anstatt sie zu retten. Die Band hat eindeutig Potenzial, und wenn sie sich auf ihre melodischen Stärken besinnt, die sich eher im Midtempobereich und darunter befinden, könnte – bei besserem Mix und Klang - schon der nächste Output ein tadelloser Treffer werden.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.12.2008

Tracklist

  1. Leading Light
  2. Set Me Free
  3. Scums World
  4. Schizophrenic Voices
  5. Twilight
  6. Herdes Report
  7. Unchanged Felings
  8. Torn
  9. Fire
  10. The Pessure
  11. Once Upon A Time It Was A Ballad

Besetzung

  • Bass

    Julian Demiet (1-9),Dennis Stangenberg (10,11)

  • Gesang

    Kai Plaeßmann, Philip Lahrmann

  • Gitarre

    André Terp

  • Keys

    Christian Schäfer

  • Schlagzeug

    Philip Lahrmann

Sonstiges

  • Label

    Schizo Deluxe Records

  • Spieldauer

    59:07

  • Erscheinungsdatum

    31.10.2008

© Musikreviews.de