Kaum vorstellbar, dass SCOTT HULL von Pig Destroyer so sanfte Klänge in sich stecken hat. Dass “Requiem” auch weitgehend trotz seiner Tendenz zu Ambient und Flächensounds nicht zur reinen Geräuschkulisse geraten ist, muss man den Songwriter ebenfalls positiv anrechnen.
HULLs angebliche Vorliebe zu den Großmeistern des anspruchsvollen Italo-Kinos manifestiert sich eher in Songtiteln und allenfalls noch in der Verwendung warmer Synthesizerklänge, wie sie vor allem durch Goblin bekannt geworden sind. Dieser Soundtrack setzt aber nicht auf ausladenden Progrock, sondern kurze Sequenzen - gerne auch akustisch wie bereits im zweiten Track oder dem kurzen “Shootout”. Die Alternativversion von “Conseguenze” klingt nach Singer- und Songwriterkram ohne den Singer. “E‘la Colpa Nei” lässt Kinderstimmen hören, erfreut aber vor allem durch das Zusammenspiel von akustischem Bass und Orgel, was eine relaxte Atmosphäre schafft.
Diese brechen noch die neuzeitlich quasi obligatorischen Rauscher auf: “Suoi Sogni” ist so ein Dröhnen, “Santificato” ein einziges Brummeln und Zischen, und der finale Song weniger das Paradies, als vielmehr ein überlanges An- und Abschwellen von Klang. Mehr erbaulich orgelndes wie “Incubi E Sogni” hätte dem Komponisten zu einem richtigen Klassealbum verholfen; so ist “Requiem” zumindest kurzweilig, kaum redundant und zudem ein sicherer Überraschungseffekt angesichts der Diskrepanz zwischen Gehörtem und von HULL eigentlich Erwartetem.
FAZIT: Vom Derbmusiker gibt “Requiem” die feinherbe Seite preis. SCOTT HULL ordnet sich mit dieser Filmmusik den Könnern auf dem Gebiet unter, langweilt aber trotz größtenteils meditativer Ausrichtung nicht in seinem auch erfreulich kurz gehaltenen Musikprogramm.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.07.2008
Scott Hull
Relapse/SPV
36:35
20.06.2008